Adipositas – Reportage mit Hirschhausen
„Adipositas ist keine Charakterschwäche“, sagt TV-Moderator Eckart von Hirschhausen in seiner ARD-Reportage „Hirschhausen und die Abnehmspritze“. Dort lässt er sich auf einen Selbstversuch ein. 5 Tage lang isst er zusätzlich zu seinem normalen Essen kalorienreiche Süßigkeiten und Snacks. So nimmt er etwa weitere 1.500 Kalorien zu sich. Vor diesem Experiment lässt er mittels Magnetresonanztherapie (MRT) seine Organe inklusive des Gehirns checken. Am Ende der Zeitspanne mag er die Leckereien eigentlich schon gar nicht mehr essen. Das Ergebnis eines erneuten MRT-Scans ist auch für den TV-Moderator erstaunlich: Der Hirnscan zeigt bereits nach dieser kurzen Zeit deutliche Veränderungen. So ist das Areal, das für das Sättigungsgefühl sorgt, kaum mehr aktiv. Dafür reagiert das Belohnungszentrum (Dopaminsystem) im Gehirn deutlich heftiger auf Bilder mit ungesunden Snacks. Auch das Bauch- und das Leberfett haben sichtbar zugelegt. Hirschhausens Schlussfolgerung: „5 Tage reichen und mein Gehirn spielt verrückt.“
Gegen das Gehirn
Genau das macht das Abnehmen für adipöse Menschen so schwer. Unser Gehirn ist noch immer auf die Fettspeicherung programmiert, die unseren Vorfahren das Überleben während magerer Zeiten sicherte. Heute macht uns jedoch genau dieses System das Leben schwer. Um seine Fettdepots zu verteidigen, greift der Körper ganz tief in die Trickkiste. So versucht er, Energie zu sparen, wo er nur kann, Kreislauf, Stoffwechsel und Immunsystem werden heruntergefahren. Sport bewirkt daher bei Übergewichtigen nicht besonders viel, ihre Körperzellen können Energie weniger gut umsetzen. Außerdem vermitteln die Hormone dem Körper mehr Hunger und Appetit, auch wenn eigentlich schon genügend Kalorien aufgenommen wurden.
Schlechte Erfahrungen in Arztpraxen
In der Reportage berichten (ehemals) Betroffene von immer wieder gescheiterten Diätversuchen, die teilweise schon in der Kindheit begannen. Darunter auch Comedienne Nicole Jäger. Sie nahm in den letzten Jahren von ihrem damaligen Höchstgewicht mit über 300 kg bereits 180 kg ab. In ihren Stand-up-Programmen macht sie auch ihr Gewicht und andere Äußerlichkeiten immer wieder zum Thema und kann dabei auch über sich selbst lachen. Weniger lustig findet sie ihre Erlebnisse in Arztpraxen. Dort wurde ihr auch schon einmal von einer Ärztin salopp entgegengeschleudert: „Bitte tun Sie mir einen Gefallen, sterben Sie nicht in meiner Praxis.“ Damit spricht sie Probleme an, die viele Adipöse in Arztpraxen erleben. Betroffene berichten auf Social Media davon, dass fast jedes gesundheitliche Problem, mit dem sie zum Arzt gehen, auf ihr Übergewicht geschoben wird. Darunter auch Erkrankungen, die nicht mit dem Körpergewicht in Zusammenhang stehen, wie Migräne, grippale Infekte oder Hautprobleme. Viele scheuen daher irgendwann regelrecht vor Arztbesuchen zurück. Fatal, denn gerade mit hohem Übergewicht sind regelmäßige Check-ups wichtig.
Hoffnung Abnehmspritze
Für viele Übergewichtige ist die neue Abnehmspritze Wegovy der letzte Rettungsanker. Seit etwa einem Jahr hat es das Medikament, das ursprünglich für Diabetespatienten entwickelt wurde, zu großer Bekanntheit gebracht, da auch viele internationale Prominente damit abgenommen haben. In der Reportage spricht sich Adipositasforscher Prof. Arya Sharma für diese Möglichkeit aus. Für ihn sei Adipositas genau so eine Krankheit wie Diabetes oder andere chronische Erkrankungen. Er sieht in der Abnehmspritze eine schon längst fällige Medizin, die den ewigen Abnehmkampf der Adipösen erleichtern kann. Denn Adipositas kann im Verlauf zu zahlreichen Folgeerkrankungen führen, z. B. zu Diabetes, orthopädischen Beschwerden, Herz-Kreislauf-Problemen und sogar zu Demenz und Krebs. Bisher wird Wegovy in Deutschland, anders als beispielsweise in Großbritannien, noch nicht von den Krankenkassen übernommen. So müssen Patienten monatlich rund 300 Euro selbst aufbringen. „Die Abnehmspritze kann ein mächtiger Baustein im Kampf gegen Adipositas sein“, resümiert Hirschhausen.
Er selbst schafft es auch ohne Medikamente, innerhalb von 2 Monaten wieder 7 kg abzunehmen. Erleichtert betrachtet er seine MRT-Ergebnisse: das Bauchfett ist wieder reduziert, die Leber sogar gesünder als vor dem Experiment und das Gehirn tickt wieder normal. Sein Fazit: „Ungerecht ist ja, dass 5 Tage reichen, das Gehirn in Richtung Adipositas zu verändern. Doch 5 Tage reichen nicht, wieder einen Normalzustand zu erreichen. Dafür braucht es einen Lebensstilwandel. Doch das sagt sich so leicht.“
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