Zu wenige junge Menschen wollen MFA werden – obwohl es der beliebteste Ausbildungsberuf bleibt
Die meisten jungen Frauen ohne Abitur wollen MFA werden
Junge Frauen in Deutschland finden den MFA-Beruf attraktiv. Die meisten von ihnen, die sich für eine duale Berufsausbildung im Jahr 2022 entschieden haben, schlossen einen Ausbildungsvertrag in diesem Beruf ab, nämlich 16.656. Auch der ZFA-Beruf ist attraktiv, er liegt an dritter Stelle.
Allerdings zeigen die Zahlen auch, dass sich insgesamt weniger Menschen für diese Berufe entscheiden. So wurden vergangenes Jahr 500 Ausbildungsverträge weniger abgeschlossen als im Jahr davor. Das heißt, obwohl die Berufe beliebt sind, nimmt der Fachkräftemangel in den Arztpraxen weiter zu.
Das ergab auch eine Umfrage des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik (Zi) vor einem Jahr (wir berichteten in diesem Beitrag). Ein wichtiger Grund ist, dass zu viele Menschen den Beruf nach einigen Jahren wieder verlassen. Auffällig: Circa 16 % der Auszubildenden brechen ihre Ausbildung vorzeitig ab. Aus einer Umfrage des PKV-Instituts, die wir 2022 durchgeführt haben, geht hervor, dass fast die Hälfte der MFAs im Beruf unzufrieden sind. Das scheint sich auch unter jungen Menschen herumzusprechen.
Laut einer Statistik der Arbeitsagentur waren am 22. September 2022 noch 5.000 Ausbildungsstellen in Arztpraxen unbesetzt. Das Problem der fehlenden Bewerber zeigt sich allerdings in vielen Branchen. 13 % der Ausbildungsstellen blieben 2022 unbesetzt, 2018 waren es noch 10 %. Der Arbeitsmarkt befindet sich insgesamt im Umbruch. Im Jahr 2017 kippte das Verhältnis von Betrieblichen Ausbildungsstellen und Bewerberinnen. Seit diesem Zeitpunkt kommen zu wenige Bewerber auf freie Ausbildungsplätze. 2022 fehlten den Ausbildungsbetrieben fast 100.000 junge Menschen. Die demografische Entwicklung erklärt diesen Rückgang nur teilweise. Zwar ging die Zahl der Schulabgängerinnen ohne Abitur seit 2007 um ca. 28 % zurück, aber die Bewerberzahlen sanken im selben Zeitraum um 43 %.
Mit besseren Rahmenbedingungen junge Menschen für die Praxis begeistern und an die Praxis binden
Was eigentlich eine gute Nachricht ist – sehr viele Menschen haben Arbeit, nur wenige sind arbeitslos – stellt Arbeitgeber vor große Herausforderungen. Sie müssen sich auf den neuen Bewerbermarkt einstellen und stärker überlegen, wie sie junge Menschen für sich begeistern und geschulte Fachkräfte an den Betrieb binden. Aus unserer Umfrage unter MFAs und ZFAs lassen sich wertvolle Hinweise ableiten. Die wichtigsten: bessere Rahmenbedingungen, mehr Wertschätzung, höhere Bezahlung, mehr Weiterbildung. Doch zur Wahrheit gehört auch: Die Ressourcen vieler Arztpraxen sind begrenzt. Der Verband der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte (Virchow-Bund) macht dazu jetzt interessante Vorschläge.
Der Verband fordert, dass die Krankenkassen die Gehaltssteigerungen für MFAs übernehmen sollen, wenn diese tariflich steigen. Außerdem müsse Bürokratie abgebaut und damit der Arbeitsaufwand in den Praxen reduziert werden. Der Bundesvorsitzende Dirk Heinrich schlägt außerdem die Einführung einer 4-Tage-Woche vor. Gegenüber der Ärzte Zeitung sagte er: „Arztpraxen, die eine 4-Tage-Woche einführen, haben einen echten Vorteil im harten Wettbewerb mit den Kliniken und Kassen um Fachkräfte“. Laut Umfragen des Virchow-Bunds haben 75 % der Arztpraxen große Probleme, Fachpersonal zu finden.
Auch die Sächsische Landesärztekammer machte Vorschläge, wie der Rückgang bei den Auszubildenden in Arztpraxen entgegengewirkt werden könnte. Die Kammer forderte erneut einen steuerfinanzierten Corona-Bonus für MFAs. Aber auf politischer Ebene deutet nichts darauf hin, dass diese Forderung Wirklichkeit werden könnte.
Arztpraxen sind also aufgefordert, kreativ zu werden und sich stärker um die Unzufriedenheit in den Teams zu kümmern. Damit Auszubildende nicht abbrechen, ist es wichtig, regelmäßig Feedbackgespräche über ihre Stärken zu führen. Wie sie gestaltet werden können, erfahren Sie in diesem Beitrag.
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