Wie Sie eigene Interessen vertreten und voranbringen
Kommt Ihnen das bekannt vor?
Sie haben in den letzten Monaten enorm viele Überstunden geleistet. Ihr Berufsethos hat Sie dazu verpflichtet, dass Sie in einer Notlage wie der aktuellen Pandemie unbedingt und immerzu funktionieren müssen. Viele MFAs arbeiten im Augenblick 6 Tage die Woche, um die Herausforderungen zu bewältigen. Sie fühlen sich ausgelaugt. Eine Kollegin hat bereits gekündigt, eine weitere ist arbeitsunfähig. Die Arbeit wird nicht weniger. Einige Praxisinhaber in ähnlichen Situationen verkürzen die Sprechzeiten oder sorgen anderweitig für Entlastung. Ihre Chefin nicht. Sie haben das Gefühl, wenigstens ein paar Tage entspannen zu müssen, etwas anderes als Ihre Praxis zu sehen, zu Hause Liegengebliebenes zu erledigen. Sie bitten darum, ein paar Urlaubstage nehmen zu können. Ja, gerade jetzt.
Können Sie sich in diesem Fall nicht durchsetzen, fühlen Sie sich missachtet und benachteiligt. Beruflich wie privat. Ihre Gesundheit ist gefährdet. Falsche Bescheidenheit bringt Sie hier nicht weiter.
Sich durchsetzen zu können bedeutet, eigene Ziele festzulegen, zu verfolgen und wenn es sein muss auch bei Widerständen dafür zu kämpfen. Durchsetzungsvermögen zählt zu den sozialen Kompetenzen, auch soft skills genannt.
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zum Erfolg
Sollten Sie für sich erkannt haben, dass es Ihnen schwerfällt, sich in Fällen wie diesen durchzusetzen, ist das ein erster Schritt in die richtige Richtung. Denn von nun an können Sie Ihr Durchsetzungsvermögen trainieren. Das wichtigste Instrument haben Sie immer bei sich: Ihren Kopf. Sie entscheiden, was Sie möchten. Vereinbaren Sie also einen Gesprächstermin.
- Bereiten Sie sich vor!
Formulieren Sie in Gedanken genau, was Sie wollen. Überlegen Sie sich überzeugende Argumente und einen Plan B. So erlangen Sie innere Sicherheit und lassen sich nicht schnell aus dem Konzept bringen.
- Schildern Sie Ihr Ziel konkret und nachvollziehbar.
Beispiel: „Ich möchte eine Woche Urlaub haben. Es ist mir bewusst, dass sich die Praxis in einer schwierigen Situation befindet. Ich federe seit Monaten die personellen Ausfälle ab und habe 80 Überstunden. Einige Tage Entspannung helfen mir, neue Kraft zu tanken, damit es hier gut weitergehen kann.“
- Seien Sie auf Gegenwind gefasst.
Ihre Chefin ist von Ihrem Plan nicht begeistert. Hören Sie sich die Argumente ruhig an. Signalisieren Sie Verständnis.
- Argumente ersetzen Emotionen? Nein.
Was könnte Ihre Chefin gefühlsmäßig ansprechen? War sie vielleicht schon einmal in einer ähnlichen Situation?
Beispiel: „Erinnern Sie sich, als Dr. Meier (der Praxispartner) eine Lungenentzündung hatte und wir auch seine Patienten versorgen mussten? Wir haben es geschafft. Dr. Meier ist uns heute noch dankbar, dass er sich in Ruhe auskurieren konnte. Bei mir dauert es nicht so lange.“
- Benennen Sie Ihr Vorhaben klar.
Ärzte wissen, dass auf stressige Zeiten Entspannung folgen muss, um Krankheiten zu vermeiden. Beachten Sie: Drohungen wie „Sonst melde ich mich krank“, sind fehl am Platz. Sagen Sie besser: „Ich brauche bitte eine Woche frei. In der Kalenderwoche 15.“
- Vergessen Sie „hätte, könnte, würde“ und überflüssige Füllwörter.
Eigentlich, normalerweise und alle Formen des Konjunktivs schwächen Ihre Position. Je klarer Sie formulieren, desto besser sind Ihre Erfolgsaussichten.
- Fragen Sie zurück.
Beispiel: Finden Sie nicht auch, dass es gut ist, wenn ich dem kommenden Arbeitsanfall ausgeruht und ausgeschlafen begegne?
- Lernen Sie, Nein zu sagen.
Die Fähigkeit, im entscheidenden Moment etwas abzulehnen, können Sie ab sofort trainieren, auch wenn gar kein Gespräch wie im Beispiel anliegt. Beginnen Sie z. B. beim Bäcker, wenn Ihnen die Verkäuferin ein Brötchen mehr einpacken möchte (Sie das aber auf keinen Fall möchten, weil Sie gerade auf Ihre Linie achten).
Oder: Ihre Kollegin will (wieder einmal) früher gehen und bittet Sie, Ihren Arbeitsplatz mit aufzuräumen und die Sprechstunde für morgen vorzubereiten. Sagen Sie höflich, aber bestimmt „Nein“. Sie müssen das nicht ausschweifend begründen. Wenn Sie vorher immer „Ja“ gesagt haben, wird Ihre Kollegin maximal verwirrt sein. Freuen Sie sich über Ihren ersten kleinen Erfolg!
- Ihr Gegenüber wird laut – Sie bleiben ruhig.
Klingt leicht, kostet aber Stärke und etwas Übung. Sie wissen: Schreiend lassen sich Konflikte nicht konstruktiv lösen. Im normalen Ton kann das Gespräch fortgesetzt werden. Sonst empfiehlt sich, es zu vertagen.
Freuen Sie sich über kleine Erfolgserlebnisse und trainieren Sie weiter. Jede erfolgreiche Verhandlung im Alltag stärkt sie, durchsetzungsfähiger zu werden.
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