Wie sich Lebensstil und Ernährung durch die Corona-Pandemie veränderten
Das Else Kröner-Fresenius-Zentrum für Ernährungsmedizin der TU München und das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragten zwischen Ende Mai und Anfang Juni 2022 rund 1.000 Erwachsene zwischen 18 und 70 Jahren per Zufallsprinzip. Besonders interessierten sich die Forscherteams dafür, wie das Ernährungsverhalten mit dem psychischen Befinden zusammenhängt. 42 % der Befragten gaben an, sich durch die Veränderungen im Zusammenhang mit der Corona-Situation etwas belastet gefühlt zu haben. Durchschnittlich 20 % fühlten sich seelisch sehr belastet. Mit 45 % bzw. 25 % fühlten sich deutlich mehr Frauen etwas bzw. sehr belastet (bei den Männern waren es 39 % bzw. 16 %).
Plus 6,5 kg bei 35 % aller Befragten
Bei rund zwei Drittel der Befragten veränderte sich das Ernährungsverhalten seit Beginn der Pandemie nicht grundlegend. Wer sich aber durch die Corona-Situation belastet fühlte, gab häufiger an, sein Ernährungsverhalten verändert zu haben. 35 % der Befragten nahmen im Vergleich zur Zeit vor der Corona-Pandemie an Gewicht zu: durchschnittlich 6,5 kg. Im Vergleich zu einer Voruntersuchung, die sich auf 2021 bezog, bewegten sich weiterhin 45 % der Frauen und 36 % der Männer weniger als vor der Pandemie.
Ein knappes Drittel der Befragten gab an, mehr und häufiger zu essen. Psychisch belastete Erwachsene griffen häufiger zu Süßwaren, süßen Backwaren, Knabberartikeln oder Fastfood als Personen ohne Stressbelastung. Immerhin ernährten sich aber auch 20 % der seelisch Belasteten gesünder als vorher.
Essen während der Corona-Pandemie
Im Vergleich zu der Zeit vor Corona haben die Befragten im letzten Jahr: | |||
häufiger (Angaben in %) | seltener (Angaben in %) | genauso oft (Angaben in %) |
|
33 | 7 | 60 | Selbst gekocht |
25 | 17 | 54 | Mahlzeiten liefern lassen |
23 | 24 | 48 | Mahlzeiten „to go“ geholt |
20 | 22 | 55 | Zusammen mit der Familie gegessen |
17 | 13 | 69 | Lebensmittel im Supermarkt gekauft |
Quelle: EKFZ
Minus 7,9 kg bei 15 % der Befragten
Besonders viele junge Erwachsene zwischen 18 und 29 Jahren (19 %) und Teilnehmende mit einem Body-Mass-Index von weniger als 20 (18 %) nahmen an Gewicht ab. Und: Während der Pandemie stieg die Zahl Essgestörter. Die Gründe dafür:
- weniger Möglichkeiten, Sport zu treiben
- Verlust gewohnter Strukturen
- soziale Isolation
- generelle Unsicherheit
- Zunahme von Depressivität und psychischer Belastung
- vermehrter Konsum sozialer Medien
- häufigere Konfrontation mit Schlankheitsidealen und Gewichtsstigmata
Menschen mit Gewichtsproblemen benötigen Hilfe von außen
Ernährungsmediziner befürchten einen Anstieg gewichtsabhängiger und lebensstilbedingter Krankheiten in den nächsten Jahren, insbesondere Typ-2-Diabetes-Neuerkrankungen. Die Menschen müssten deshalb über die Zusammenhänge aufgeklärt werden und auf Wunsch konkrete Hilfe angeboten bekommen, forderte Prof. Dr. med. Hans Hauner, Direktor des Else Kröner Fresenius Zentrums für Ernährungsmedizin München. MFAs können wertvolle Informationen und Kontakte an Patienten vermitteln.
Mit App auf Rezept das Essverhalten ändern
Einer Umfrage der BARMER unter 1.000 Familien mit minderjährigen Kindern zufolge kocht weniger als die Hälfte der Familien in Deutschland täglich selbst. 43 % gaben an, normalerweise mindestens eine selbst gekochte Mahlzeit am Tag zu essen. 50 % essen mindestens einmal täglich zusammen. Aber nur 32 % der befragten Familien verzehrten die von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen mindestens drei Portionen Gemüse am Tag.
Versicherte der BARMER können beispielsweise mit der App Oviva lernen, Ihr Ernährungsverhalten dauerhaft umzustellen. Für Mitglieder ist die Nutzung kostenfrei. Viele Krankenkassen haben individuelle Angebote, die es zu erfragen gilt. Das Programm Abnehmen mit Genuss wird z. B. von der AOK angeboten. Die Wirtschaftszeitung aktiv hat 10 Ernährungs-Apps für eine gesunde Ernährung getestet.
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