Von der MFA zur Physician Assistant (B.Sc.)
„Ich mag Menschen“, schmunzelt Vera Frisch. Gern wäre sie Psychotherapeutin geworden. „Aber um das studieren zu können, braucht man einen Abi-Notendurchschnitt von 1,0. Das hätte ich nicht geschafft“, sagt sie rückblickend. Mit dem Realschulabschluss besuchte sie die Fachoberschule und absolvierte diverse Praktika. Danach stand fest, was sie beruflich werden möchte: „Irgendwas Soziales, Medizinisches.“ Trotzdem betrachtete sie die Ausbildung zur MFA als Notlösung. „Das war per se nicht mein Plan“, sagt sie.
In einem großen Medizinischen Versorgungszentrum im Bayrischen Wald, ihrer Heimat, fand Vera Frisch dann „mehr Spaß als gedacht“ an der Arbeit. Sie arbeitete in allen Fachrichtungen, am liebsten in der Gynäkologie, Neurologie/Psychiatrie, Innere Medizin/Kardiologie. Ein Jahr nach dem Berufsabschluss blieb sie dem MVZ in ihrer Heimat treu. Dann zog es sie in die Stadt. 2 Jahre arbeitete sie in einer privatmedizinischen Präventivpraxis in München. Seit knapp anderthalb Jahren ist sie Praxismanagerin bei einem hausärztlichen MVZ von Avi Medical in der bayrischen Landeshauptstadt.
Offen für Digitales
„Avi Medical ist ganz schön anders für MFAs”, lacht Vera Frisch und gibt zu: „Am Anfang war die Arbeit eine große Herausforderung für mich. Das Digitale war die größte Umstellung, wenn man aus konventionellen Praxen kommt. Man muss offen sein dafür.“ Sie musste viel lernen und sie lernt immer noch gern dazu. „Wir sind eine ganz normale Hausarztpraxis, aber bei uns werden möglichst alle administrativen Vorgänge digitalisiert“, beschreibt sie. Keine Karteikarten, keine Papierberge. Die Terminvergabe funktioniert über eine App. „Geht unglaublich schnell“, sagt die 25-Jährige.
„Nehmen wir nur mal einen hypertonen Patienten, der mit 220 auf der Couch sitzt und telefonisch nicht zum Arzt durchkommt, das kann richtig gefährlich werden. Die Leute bekommen meist noch am gleichen Tag einen Termin, weil wir Akutblöcke einplanen und Notfallpatienten jederzeit kommen können. Sie müssen nicht 3 Stunden im Wartezimmer verbringen und kommen pünktlich dran.“ Mit Älteren ohne Smartphone wird telefoniert. Weil vieles digital läuft, klingelt das Telefon nicht dauerhaft. Alle im Team mit 3 Ärzten und 4 MFAs haben eine feste Rolle. Ob Labor, Anmeldung oder Messenger – jede und jeder weiß, was zu tun ist. Labor- und sonstige Befunde bekommen die Patienten per E-Mail zugeschickt. Dass die Menschen gesundheitsbewusster werden und Verantwortung für ihre Gesundheit übernehmen, findet sie gut und wichtig.
Herausforderungen auf dem Weg zum Studium
Ihren Studienwunsch trägt Vera Frisch immer noch mit sich. „Meine Mama las mal etwas über Physician Assistant. Seit 2, 3 Jahren habe ich es selbst ernsthaft im Kopf. Aber die Voraussetzungen sind nicht ganz einfach und es gibt auch nicht massenhaft Informationen, z. B., wo man dual studieren kann.“ Das ist wesentlich, wenn man wie sie eine Wohnung in München finanzieren muss. Die junge Frau hat sich durchgeboxt. Ohne Abitur hatte sie eine aus 3 Tests bestehende Hochschulzulassungsprüfung zu absolvieren. Erfolgreich. Ein halbes Jahr dauerte es bis zur Studienzulassung. Im September 2022 geht es los.
Wenn MFAs Physician Assistance B.Sc. studieren wollen, brauchen sie:
- eine für die Hochschule oder Berufsakademie nachvollziehbare Studienmotivation
- einen Ausbildungsnotendurchschnitt von 2,9 oder besser
- eine Hochschulzulassungsprüfung, bestehend aus mündlicher Prüfung, praktischer (persönlicher Prüfung) an der Hochschule, Äquivalenzprüfung
- einen Finanzplan
- eine Struktur, wie Arbeit und Studium geschafft werden
Die Finanzierung bereitete Vera Frisch im Vorfeld die meisten Sorgen. An der Carl Remigius Medical School, an der sie studieren wird, sind beispielsweise 495 Euro monatliche Studiengebühren zu zahlen. Wie gut, dass Ihr Arbeitgeber Avi Medical 50 % dieser Kosten übernimmt. Vera Frisch plant momentan, 25 Stunden pro Woche in der Praxis zu arbeiten. Eine künftige Kommilitonin hat sie schon kennengelernt. „Ich möchte viel lernen, gern mehr wissen und perspektivisch auch fachlich mehr Aufgaben übernehmen“, sagt sie. „Ultraschall, kleine operative Eingriffe, alle delegierbaren Leistungen unter ärztlicher Obhut.“ Es soll schwer sein, hat sie gehört. Aber sie will sich selbst ein Urteil bilden. Wie es Vera Frisch im 6-semestrigen Studium geht, werden wir sie regelmäßig fragen.
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