Täglich mehr als eine Challenge - der erste Teil
Reden, reden, nochmals reden. Organisieren, planen, überzeugen, sich durchsetzen. So könnte man in einem Satz zusammenfassen, wie Ulrike Lorke ein Team mit 140 Mitarbeitenden, davon 10 Ärztinnen und Ärzte, managt. Doch es gehört viel mehr dazu.
Durchsetzen musste sie sich schon als Teenager. Nach einem Umzug aus Halle (Saale) in die Nähe von Hameln in Niedersachsen sah sie sich 13-jährig mit einem fremden Schulsystem konfrontiert. „Man wollte mich in die Hauptschule stecken, aber ich hatte Ehrgeiz und habe die erweiterte Realschule geschafft“, erzählt sie. Danach absolvierte sie ein soziales Jahr mit zahlreichen Praktika: in einer Klinik, in einer Sozialstation und in der Pathologie. Letzteres reizte sie, aber statt Abitur zu machen, wollte sie lieber in einen Beruf einsteigen.
In die Verantwortung hineinwachsen
„Ich habe eine einzige Bewerbung in meinem Leben geschrieben“, erzählt sie und begann ihre Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten 2003 bei einem Facharzt für Angiologie, der seine erste eigene Praxis gründete. Vorher hatte sie noch nie von dieser Fachrichtung gehört, fand Gefäßmedizin dann aber sehr spannend. Ihr Chef erkannte ihr Talent zum Organisieren und vertraute ihr eigene Aufgaben an. Nach 7 Jahren zog Ulrike Lorke der Liebe wegen an den Bodensee. Und fand dort keine Arbeit. Deshalb arbeitete sie zunächst 4 Monate in einer kardiologischen Praxisklinik in Herford. Dann wechselte sie in eine Hausärztliche und Kinderarztpraxis in Kluftern am Bodensee, wo sie 7 Jahre tätig war, davon 4 Jahre als Teamführung. Weil die Managementaufgaben mit dem Sprechstundenablauf nicht mehr kompatibel waren, wechselte sie 2017 zu ihrem heutigen Arbeitgeber. Zunächst als Stationssekretärin in der Dialyse, seit 2020 als zertifizierte Praxismanagerin. Was berufliche Herausforderungen sind, weiß sie sehr gut.
Umgehen mit fehlender Wertschätzung des Berufs
Wenn jemand von „Sprechstundenhilfen“ spricht, muss Ulrike Lorke tief durchatmen. „Es regt mich auf, dass das Berufsbild der Medizinischen Fachangestellten in der Öffentlichkeit immer noch nicht anerkannt wird, obwohl es so komplex ist, dass man sich in so vielen Bereichen verwirklichen kann“, begründet sie. „Ohne uns läuft nichts in der Praxis!“ Auch was eine Praxismanagerin macht, sei noch zu wenig bekannt. Deshalb war sie gern bereit, über ihren Umgang mit beruflichen Herausforderungen zu erzählen. Ihre Tipps haben wir kategorisiert.
- Selbstwirksamkeit
- Vorher überlegen: Sind die Aufgaben etwas für mich?
- Nicht nur als Einzelpraxis denken
- Stets als neutrale Person verhalten, keine Parteien bilden
- Auf der Sachebene bleiben, um für alle eine Vertrauensperson zu sein
- Immer korrekt sein
- Sich selbst im Griff haben, nie ausfallend oder beleidigend werden
- In der Freizeit etwas Geeignetes suchen, um Energie zu tanken
- Kommunikation
- Präsent sein
- Auf Menschen zugehen
- Als Ganzes zusammenarbeiten
- Empathisch, klar und verständlich kommunizieren
- Diplomatisch und freundlich sein
- Konsequent sein („Es ist, wie es ist.“), ggf. begründen
- Transparenz
- Weisungsbefugnisse eindeutig kommunizieren
- Bei Personalverantwortung müssen alle wissen, wer Ansprechpartnerin ist
- Erreichbar sein
- Aufgaben mit konkreten Zuständigkeiten und Terminen verteilen
- Management
- Anliegen der Ärzte zur vollsten Zufriedenheit erledigen
- Immer mindestens 3 Schritte voraus denken (Beispiele: Wie organisiere ich die Sprechstunde nächste Woche? Was muss wie verlegt werden, wenn ein Arzt einen Trauerfall hat?)
Ulrike Lorkes erstes eigenständiges Großprojekt als Praxismanagerin war die Einführung eines digitalen Zeitmanagementsystems. Inklusive 10 Monaten Vorbereitung dauerte es 1,5 Jahre, bevor alles zufriedenstellend lief. „Vorher wurde alles manuell auf Zettel aufgeschrieben und in Excel-Listen zusammengeführt. Das neue Tool spart viel Zeit und Geld.“ Warum das nicht nur ein betriebswirtschaftlicher Vorteil ist, lesen Sie in Teil 2.
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