Stressmanagement - Stress macht vergesslich und krank
Beispiel Straßenüberquerung: Unter normalen Bedingungen nimmt unser Auge den Straßenverkehr in Ruhe wahr. Der visuelle Reiz gelangt in den präfrontalen Cortex. Dort wird über die Reaktion entschieden: Gehen oder stehen bleiben? Ist eine Entscheidung gefallen, wird diese an den motorischen Cortex gesendet, der die Muskeln steuert. Der Mensch läuft los oder bleibt stehen.
Kampf oder Flucht?
Unter Stress wird der präfrontale Cortex übergangen. Kommt beispielsweise ein Auto auf uns zugerast, springen wir blitzschnell zur Seite. Wir haben keine Zeit, die lebensbedrohliche Situation zu analysieren, sondern reagieren sofort. Dieser Stress hilft uns, in gefährlichen Situationen zu überleben. Neurologen sprechen von einer „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“. Im Alltag ist der Mensch selten einer „Kampf-oder-Flucht-Reaktion“, sondern häufiger chronischem Stress ausgesetzt. Dennoch greift der Schutzmechanismus.
Das hat ungesunde Folgen: Je häufiger wir gestresst sind, desto stärker wird der präfrontale Cortex trainiert, dauerhaft abzuschalten. Wir sind unkonzentriert, werden vergesslich, fühlen uns überfordert und verlieren schnell die Geduld. Auch das Stresszentrum in unserem Gehirn, Amygdala genannt, wird überreizt. Dieser anhaltende Alarmzustand kann krank machen.
Stressfrei lernen
Umgekehrt gilt: Je entspannter wir sind, desto komplexer die Aufgaben, die sich bewältigen lassen, und desto größer das Wissen, das wir uns aneignen können. Das lebenslange Lernen funktioniert besonders erfolgreich, wenn wir das Kurzzeitgedächtnis stressfrei einsetzen, um Inhalte zu analysieren, zu organisieren und zu vernetzen.
Stresshormone stoppen Glückshormone
Stress verändert außerdem den Hormonhaushalt. Wenn die Nebenniere die Hormone Adrenalin und Cortisol ausschüttet, vermindert das Gehirn gleichzeitig die Produktion des Glückshormons Serotonin. Chronischer Stress ist auch in diesem Fall ein Gesundheitsrisiko. Denn ein niedriger Serotoninspiegel kann zu Depressionen, Süchten, Schlaflosigkeit, Migräne, Aggressionen, Essstörungen, Alzheimer und Demenz führen. Ein Zuviel an Stresshormonen birgt gesundheitliche Risiken. Bei einem länger anhaltenden Stresszustand Entsteht u.a. ein Cortisolüberschuss. Typische Folgen sind:
- Das innere Bauchfett nimmt zu. Es fördert Zivilisationskrankheiten wie Diabetes Typ II, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und Alzheimer.
- Übergewicht.
- Bluthochdruck – das Herz ist in ständiger Erregung.
- Abwehrschwäche, denn Cortisol reduziert die Anzahl der weißen Blutkörperchen.
- Magen-Darm-Probleme und Verdauungsstörungen.
Stress abbauen
Ausdauersportarten wie Walken, Joggen, Radfahren und Schwimmen eignen sich als Ventil, um durch Stress angestaute Energie abzubauen. Sie helfen bei innerer Unruhe, Bewegungsdrang oder Zerschlagenheit. Doch die aktive Bewegung eignet sich nicht für jeden Menschen. Anderen helfen Entspannungstechniken wie Autogenes Training, Yoga, Meditation oder progressive Muskelentspannung nach Jacobson.
PRAXISTIPP: STRESS ABBAUEN
So gehen Sie mit akuten Stresssituationen um:
- Beeinflussen Sie Ihre Wahrnehmung. Lenken Sie sich bewusst für einen kurzen Moment von der Stress auslösenden Situation ab. Dabei genügt es z. B. schon, wenn Sie einfach aus dem Fenster schauen. Vielleicht steht ein üppiger Baum vor Ihrem Fenster. Nehmen Sie dieses Bild in sich auf.
- Machen Sie aktive Pausen, in denen Sie sich bewegen. Gießen Sie beispielsweise die Blumen, ordnen Sie die Zeitschriften in Ihrem Wartezimmer oder holen Sie die Post ab. Dadurch bauen Sie leichter Ihre Stressenergie ab.
- Entspannen Sie sich spontan. Um Verkrampfungen zu vermeiden, sollten Sie Ihre Körperhaltung immer wieder verändern. Wechseln Sie beispielsweise öfter mal Ihre Sitzposition, wenn Sie am Empfang am Computer arbeiten.
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