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Netzwerken: Von Qualitätszirkeln profitieren

Jede Einrichtung des Gesundheitswesens wendet Instrumente des Qualitätsmanagements an. Dazu ist sie gesetzlich verpflichtet, auch wenn eine QM-Zertifizierung nicht vorgeschrieben ist. Während die Teilnahme an Qualitätszirkeln für Ärzte und Psychotherapeutinnen Routine ist, bestehen für MFAs regional große Unterschiede. Wer an den freiwilligen beruflichen Treffen regelmäßig teilnimmt, profitiert in mehrfacher Hinsicht.

Noch eine zusätzliche Belastung? Nur auf den ersten Blick

In Qualitätszirkeln (QZ) treffen sich regelmäßig 5 bis 15 Angehörige einer Berufsgruppe oder Fachrichtung freiwillig, um Arbeitsabläufe zu verbessern. Empfohlen wird eine Frequenz von ein bis zwei Terminen pro Quartal, bei Bedarf auch häufiger. Ein Treffen dauert in der Regel zweieinhalb Stunden. Auch MFAs und ZFAs tauschen sich in Qualitätszirkeln aus und suchen gemeinsam nach Lösungen für Probleme, die im Praxisalltag auftreten. Treffen Sie mit Mitarbeitenden verschiedener Fachrichtungen zusammen, bekommen sie Wissen abseits ihres täglichen Erlebens mit dem eigenen Patientenstamm vermittelt, tauschen sich konstruktiv aus und erleichtern interdisziplinäre Kooperationen.

In einer Umfrage von 2018 gab knapp die Hälfte der befragten MFAs an, auf jeden Fall an einem Qualitätszirkel teilnehmen zu wollen, wenn es in der Nähe ein Angebot gäbe. Etwa ein Drittel hätte eventuell Interesse, sich zur Moderatorin ausbilden zu lassen. Die gute Nachricht: Jede interessierte MFA kann einen Qualitätszirkel gründen und sich gegebenenfalls zur Moderatorin ausbilden lassen.
 

MFAs und Versorgungsassistentinnen in der Qualitätssicherung

Der erste Qualitätszirkel wurde von der Universität Witten-Herdecke gegründet, seitdem haben sich viele Hausärzteverbände um die Etablierung von QZs bundesweit bemüht. Für MFAs, inzwischen aber auch für Versorgungsassistentinnen wie VERAH, EVA und andere. Pilotprojekte gab es schon einige Jahre zuvor, beispielsweise in Baden-Württemberg. Um einen Qualitätszirkel ins Leben zu rufen, muss eine MFA nicht zwingend eine Fortbildung zur Moderatorin gemacht haben. Schaden kann es aber auch nicht. Interessierte können sich beispielsweise an das Institut für Hausärztliche Fortbildung (IHF) wenden, es unterstützt MFAs, die einen QZ gründen wollen. Wer sich z. B. bei seiner Kassenärztlichen Vereinigung zur Moderatorin ausbilden lässt, lernt alles, was Sie zur Organisation, Leitung und qualifizierten Moderation benötigen. Bis heute arbeiten übrigens in Süd-, West- und Norddeutschland wesentlich mehr MFAs in Qualitätszirkeln als in Ostdeutschland.

Was MFA-QZ-Moderatoren lernen (Auszug):

  • Probleme erkennen; Ursachen erforschen; Lösungen erarbeiten; Situationen optimieren
  • Schritte der Themenfindung (Sammeln, Clustern, Bewerten, Priorisieren)
  • Einsatz von Werkzeugen z. B. Metaplan-Technik, Mind-Mapping, Kartenabfrage etc.
  • Moderationstechniken
  • Zielorientierte Gesprächsmoderation
  • Visualisierung komplexer Sachverhalte und Zusammenhänge
  • Integration und Motivation der Gruppenmitglieder
  • Umgang mit Konfliktsituationen
  • Informationsbewertung

 

Welche Themen eignen sich für MFA-QZ?

Qualitätsmanagement und Patientensicherheit bieten eine nahezu unerschöpfliche Quelle möglicher Themen. Seien es Organisationsabläufe, Verantwortlichkeiten in der Praxis, medizinische Themen, Abrechnung oder Ausbildung. Was wann besprochen wird, legen die Teilnehmenden eines Qualitätszirkels fest. Für das strukturierte Durchführen des Qualitätszirkels sind die Moderatoren verantwortlich. Zunächst formulieren sie das zu besprechende Problem. Es folgt eine Analyse mit Beschreibung des Themas und Suche nach Ursachen. Danach werden mögliche Veränderungen diskutiert und konkret geplant. Die erarbeiteten Maßnahmen werden umgesetzt und evaluiert.

Es kann sich auch lohnen, für ein spezielles Thema einen Referenten oder eine Referentin einzuladen. Zum Beispiel zu medizinischen Themen wie Diabetes oder Asthma. Aktuelle Themen wie die schwierige Suche nach geeignetem Personal oder Auszubildenden sind im Übrigen immer für einen QZ geeignet. Die AOK hat die Vorteile, die sich mit einem Qualitätszirkel für ausbildende Praxen ergeben, so zusammengefasst: „Ein lohnendes Thema ist zudem die Ausbildung. Viele Praxen haben nur einen Auszubildenden, sodass ein Austausch mit anderen Ausbilderinnen und Ausbildern den Horizont erweitert.“

Kurz und gut: Schnelle und professionelle Hilfe durch Kollegen, die dieselben Probleme haben und andere gern an der Problemlösung teilhaben lassen, macht einen QZ für viele zu einem unverzichtbaren Baustein ihres QM.

Praxisbeispiel:
In einer Hausarztpraxis mit drei angestellten MFAs sind die Zuständigkeiten für bestimmte Aufgaben nicht klar geregelt und dokumentiert. Beispielsweise fühlt sich niemand wirklich für das Ablesen der Kühlschranktemperatur zuständig, obwohl diese Aufgabe im QM beschrieben ist. Das führt dazu, dass das Ablesen der Temperatur eher dem Zufall überlassen ist und sich mal die und mal die andere Kollegin darum kümmert. Die Dokumentation ist deshalb lückenhaft, das Kühlen des Kühlschrankinhalts nicht vollständig gewährleistet. Eine Kollegin aus dem QZ berichtet, wie diese Aufgabe in ihrer Praxis gehandhabt wird: angefangen beim Organigramm, in dem Zuständigkeit und Vertretung geregelt sind bis hin zur vollständigen und korrekten Dokumentation des Prozesses.
 

Vorteile von Qualitätszirkeln

Neben dem Netzwerkfaktor stärkt die regelmäßige Teilnahme an Qualitätszirkeln das Selbstwertgefühl und die Bereitschaft, zusätzlich Verantwortung zu übernehmen. So können Sie die im Alltag oft fehlende Wertschätzung durch schnelle, praxisorientierte und gemeinschaftlich erarbeitete Ergebnisse kompensieren. Bessern sich Ihre Arbeitsbedingungen, macht Ihnen Ihr Beruf trotz aller Belastungen mehr Freude.

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