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Nahrungsergänzungsmittel nicht immer harmlos

Besonders im Winter möchten viele Menschen ihr Immunsystem durch Nahrungsergänzungsmittel stärken. Kaum jemand ist sich bewusst, dass eine übermäßige Einnahme in einigen Fällen gesundheitliche Schäden verursachen kann – wie der Fall einer US-Patientin zeigt.

Sportbedingte Knieschmerzen plagten die 36-jährige Frau einige Wochen lang. Dagegen sollte ein flüssiges Nahrungsergänzungsmittel mit Kurkuma helfen. Kurkuma ist seit einiger Zeit ein Trend-Supplement, zahlreiche Prominente und Influencer schwören auf die heilende Wirkung der Kurkumawurzel. Sie soll u. a. gegen Entzündungen und Gelenkbeschwerden helfen. Besagte Patientin suchte einige Zeit nach Beginn der Einnahme des Mittels namens Qunol eine Klinik auf. Sie litt unter starkem Juckreiz und Gelbsucht, wobei sie keine Vorerkrankungen aufwies und weder Alkohol noch Nikotin oder Drogen konsumierte. In den Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Leberwerte so stark erhöht waren, dass die Ärzte eine hepatozelluläre Leberschädigung diagnostizierten. Auslöser: das Kurkuma-Präparat. Nachdem dieses abgesetzt und die Leberschädigung und der Juckreiz behandelt wurden, pendelten sich die Leberwerte nach 6 Monaten wieder im Normalbereich ein.

 

Risiko und Nutzen abwägen

Nahrungsergänzungsmittel (englisch „Supplements“) versprechen eine einfache Möglichkeit, den Körper mit wichtigen Vitaminen, Mineralstoffen und anderen Nährstoffen zu versorgen, die möglicherweise durch unseren alltäglichen Lebensstil fehlen. In vielen Fällen können sie tatsächlich zur Gesundheit beitragen, insbesondere, wenn durch bestimmte Gegebenheiten oder Erkrankungen ein Mangel besteht. So rät man z. B. Migränepatienten zur Einnahme von Magnesium, da ein Mangel Migräneanfälle verstärken kann. Leichte Depressionen können sich in manchen Fällen durch die Einnahme von Vitamin D verbessern.

Doch nicht in allen Fällen sind die Präparate ganz harmlos. Besteht kein Mangel oder nimmt man eine überhöhte Dosis, können einige auch Schäden im Körper anrichten.

Besondere Vorsicht ist u. a. bei diesen Supplements geboten:

Vitamin A: Ein übermäßiger Verzehr von Vitamin A kann Leberschäden, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, erhöhten Hirndruck und Knochenschäden verursachen. Schwangere Frauen sollten besonders vorsichtig sein, da eine Überdosierung von Vitamin A das Risiko von Geburtsfehlern erhöhen kann.

Vitamin D: Zu viel Vitamin D kann zu einer übermäßigen Kalziumaufnahme führen, was zu Nierensteinen, Übelkeit, Erbrechen, Verstopfung und Schwäche führen kann. Extreme Fälle können zu einer Überdosierung führen, die lebensbedrohlich sein kann.

Vitamin E: Männer sollten eine hohe Dosierung von Vitamin E vermeiden, da es im Verdacht steht, das Risiko für Prostatakrebs zu erhöhen.

Eisen: Probleme im Magen-Darm-Bereich wie Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen und Durchfall können die Folge einer Überdosierung von Eisen sein. In schweren Fällen kann eine Eisenüberladung Leberschäden oder Herzversagen auslösen.

Kalium: Bei sehr hohen Dosierungen von Kalium kann es zu einer Hyperkaliämie kommen. Mögliche Folgen: Muskellähmungen oder schlimmstenfalls Herzrhythmusstörungen.

Magnesium: Zu viel Magnesium kann Bauchkrämpfe und Durchfall verursachen. In schweren Fällen auch niedrigen Blutdruck, Muskelschwäche oder Atemdepression.

Selen: Bei einer zu hohen Dosierung von Selen kann sich das Diabetes-Risiko erhöhen.

 

Gezielt nachfragen

Im Anamnesebogen soll der Patient üblicherweise seine regelmäßig eingenommenen Medikamente eintragen. Das Problem: Viele Menschen sehen die Nahrungsergänzungsmittel nicht als Medizin und erwähnen sie daher nicht. Vor allem bei unspezifischen Symptomen wie Magen-Darm-Beschwerden lohnt sich die gezielte Nachfrage nach eingenommenen Nahrungsergänzungsmitteln. Dabei ist auch ein Blick auf mögliche Wechselwirkungen der Präparate mit anderen Arzneimitteln sinnvoll. So können beispielsweise Ginko-Präparate die Wirkung kardiovaskulärer Medikamente beeinflussen.

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