Mehr Forschung in die Praxen
Die Ärztezeitung berichtet über die Diskussion, die im Rahmen des Symposiums der Initiative Deutscher Forschungspraxisnetze (DESAM-ForNet) und des Hausärztlichen Forschungspraxennetzes Nordrhein-Westfalen (HAFO.NRW) in Düsseldorf stattfand. Das HAFO.NRW ist ein Zusammenschluss der allgemeinmedizinischen Institute an den Universitäten im Bundesland NRW. Gemeinsam mit hausärztlichen Praxen und deren Mitarbeitenden soll ein Netz forschender Praxen entstehen.
„Forschung hat immer etwas damit zu tun, die Qualität zu verbessern“, sagte Professorin Jutta Bleidorn, Direktorin des Instituts für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Jena. Forschung mache die Praxis dann attraktiv, wenn sie so verstanden würde, dass Praxismitarbeiter die eigene Arbeit damit verbessern können. „Immer mehr Kollegen sehen, dass sie damit einen Beitrag zu einer gelingenden Primärversorgung leisten.“
Forschung gehört in die Praxen
Die Zeit, in der Forschung fast ausschließlich ein Thema der Universitätskliniken war, sei vorbei, betonte die Hausärztin. „Auch wir haben Forschungsfragen, sowohl therapeutische als auch diagnostische.“
Aber auch die eigene Praxisarbeit und dort mögliche Verbesserungen könnten Teil der Forschung sein. „Wie gehen wir mit Fehlern um?“ oder „Wie viele meiner hochaltrigen Patienten bekommen Medikamente, die im Alter ungünstig sind?“ nannte Jutta Bleidorn als mögliche Beispiele. Sie hofft, dass die Forschung in der ambulanten Versorgung künftig deutlich an Bedeutung gewinnt und die Hausarztpraxis zu einem Ort der Forschung und der Lehre wird.
Dem schließt sich Dr. Karin Richter vom nordrhein-westfälischen Wissenschaftsministerium an. „Wir brauchen mehr Lehr- und Forschungspraxen.“ Forschung sei notwendig, um die Qualität der Versorgung zu verbessern. „Es ist wichtig, Forschungsprojekte breit in den Hausarztpraxen zu verankern.“
Dr. Markus Krause, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Allgemeinmedizin in Jena empfindet Versorgung, Forschung und Lehre als einen „Dreiklang, der zusammengehört.“ Hausarztpraxen müssten die Veränderungsprozesse in der ambulanten Versorgung aktiv mitgestalten. Forschung könnte ein Teil davon sein. Dafür sei jedoch die Förderung von Forschung und Lehre in den Praxen nötig, was bisher noch nicht der Fall sei. Das würde die Motivation erhöhen, sich zu beteiligen.
Qualifizierte Mitarbeiter
Als Anreiz zur Mitarbeitergewinnung könne Forschung in den Praxen auch dienen. So hätten sie gute Karten, Ärzte in Weiterbildung zu gewinnen, denkt Olaf Tkotsch, Leiter Weiterbildung bei der Ärztekammer Nordrhein (ÄKNo). Auch für MFAs könnte der Forschungsbereich interessant sein und Abwechslung sowie neues Wissen in den Arbeitsalltag bringen.
Die Forschung zu den Strukturen innerhalb der Praxen und dem Zusammenwirken der einzelnen Berufe spielt für Hannelore König, Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe, eine große Rolle. „Die Forschung hat gezeigt, dass die Versorgung verbessert wird, wenn qualifizierte MFA in die Versorgung gehen“, sagte sie. Ein nächster wichtiger Schritt der Entlastung – und damit Gegenstand der Forschung – ist für sie die Erweiterung der Kompetenzen von MFAs um die Telemedizin.
Die Entwicklung der Hausarztpraxen hin zu Teampraxen mit der engen Zusammenarbeit verschiedener Berufe sei auch mit Blick auf die Forschung ein Vorteil, sagte Elke Cremer vom Hausärzteverband Nordrhein. „In dem Moment, in dem ich mehr delegieren kann, habe ich mehr Luft für die Patienten und für die Forschung.“
Forschung zum Patientenverhalten
„Die Forschung muss sich auch auf die intelligente Steuerung der Patienten beziehen“, sagte Dr. Carsten König, stellvertretender Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein. Das könne die Arbeit in den Praxen entlasten. Forschungsbedarf besteht für ihn auch angesichts des veränderten Patientenverhaltens und der steigenden Inanspruchnahme der Praxen.
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