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Kritik und Lob für den neuen Bundes-Klinik-Atlas

Seit wenigen Wochen ist der Bundes-Klinik-Atlas online. Er soll Patienten eine bessere Übersicht über die Leistungen der verschiedenen Krankenhäuser geben. Doch die Umsetzung sorgt für harsche Kritik bei Kliniken, Politikern und anderen Akteuren im Gesundheitswesen.

"Stellen Sie den Klinik-Atlas offline“, fordert Landesgesundheitsminister Andreas Philippi, zusammen mit der Niedersächsischen Krankenhausgesellschaft am vergangenen Sonntag. Grund: Der Bundes-Klinik-Atlas sei überstürzt umgesetzt worden und strotze vor Fehlern. Mit dieser Meinung steht er nicht alleine da. Wie die Ärztezeitung berichtet, nannte die Diabetesgesellschaft das Projekt „nutzlos und irreführend“, die Bundesärztekammer bemängelte „zusätzliche Bürokratie und kein echter Mehrwert für Patienten“ und das Urteil der Psychotherapeutenkammer lautet: „Verfehlt den beabsichtigten Zweck“. 

Eine Umfrage der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) ergab, dass rund 80 % der Kliniken Fehler entdeckt und gemeldet haben. Das Bundesgesundheitsministerium erklärte daraufhin, dass den Hinweisen nachgegangen werde, der Bundes-Klinik-Atlas jedoch weiterhin online bleibe. Es handle sich um ein lernendes Projekt, das stetig ergänzt und überarbeitet werde.

 

Sinnvolles Projekt trotz holperigem Start 

Doch es gibt nicht nur Kritik. Als Anlaufschwierigkeiten sieht Professor Christoph Sarrazin, Chefarzt am St. Josefs-Hospital in Wiesbaden und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für innere Medizin (DGIM) die fehlerhaften Angaben, die auch seine Klinik betrafen und inzwischen korrigiert wurden. Ansonsten findet er die Website sehr übersichtlich und gut lesbar, zitiert die Ärztezeitung. Sarrazin wünsche sich für die Zukunft echte Qualitätskriterien jenseits des Pflegequotienten. Wenn Korrekturen und Verbesserungen „sagen wir mal innerhalb eines Jahres tatsächlich kommen“, so der Chefarzt weiter, könne aus dem Atlas „etwas wirklich Gutes werden“.

Auch Martin Hoyer, Vize-Chef des AOK-Bundesverbandes kann dem Bundes-Klinik-Atlas Gutes abgewinnen. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland sagte er, der Start des Bundes-Klinik-Atlas sei ein richtiger und wichtiger Schritt zur Ergänzung der bisherigen, freiwilligen Informationsangebote der Krankenkassen.

 

Orientierung für Patienten

Im Rahmen des Krankenhaustransparenzgesetzes (KHTG) wurde der Bundes-Klinik-Atlas ins Leben gerufen. Er soll Patienten verständlich und transparent über den Umfang und die Qualität der Versorgung sowie die ärztliche und pflegerische Personaldecke der einzelnen Krankenhäuser informieren. Die Daten dafür stammen u. a. von den Landesverbänden der Krankenkassen und den Ersatzkassen, von Krankenhäusern selbst, von Fachgesellschaften und Zertifikatsherausgebern. 

Ermöglicht werden soll Patienten durch den Bundes-Klinik-Atlas u. a.:

  • Eine gezieltere Suche nach Krankenhäusern, die auf die gewünschte Behandlung spezialisiert sind.
  • Ein Vergleich zwischen einzelnen Kliniken über z. B. Erfahrung, Patientenzufriedenheit und geografische Nähe.
  • Mehr Wissen über die Ausstattung der Kliniken, z. B. wie barrierefrei diese gestaltet sind.
  • Einsicht in Qualitätszertifikate und Auszeichnungen.

     

     

Platz 1 nicht immer beste Wahl

Viele kritische Stimmen mahnen an, dass Patienten zukünftig nur noch in die Kliniken gehen würden, die weit oben gelistet sind. Dabei müssten bei der Klinikwahl noch weitere individuelle Faktoren einbezogen werden, die mitunter der Patient selbst als medizinischer Laie gar nicht beurteilen kann. 

So könne es in gut gelisteten Kliniken möglicherweise sehr lange Wartezeiten geben. Nicht bei allen geplanten Eingriffen ist das sinnvoll bzw. sogar gefährlich. Ebenso könnten Kliniken aufgrund starken Zulaufs auch die Behandlung von weiteren Patienten ablehnen. Zwar dürfen sich Patienten aufgrund des Prinzips der freien Krankenhauswahl grundsätzlich ihre Klinik selbst aussuchen. Ein Anrecht auf zeitnahe Aufnahme gibt es jedoch nicht.

Zudem haben nicht alle Patienten die gleichen Bedürfnisse und Präferenzen. Eine Klinik, die für eine spezielle Behandlung als die beste gilt, ist möglicherweise nicht die beste Wahl für einen Patienten mit bestimmten Anforderungen oder persönlichen Vorlieben. So könnte z. B. die geografische Nähe für weniger mobile Menschen höher wiegen als der Spitzenplatz bei den erfolgten Behandlungen.

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