Im Zeichen der Grünen Schleife: Reden hebt die Stimmung
Kurt Krömer, Torsten Sträter, Harald Schmidt, Nora Tschirner und andere Prominente tragen eine grüne Schleife. Sie und mehr als weitere 200.000 Personen tragen dazu bei, dass mehr über psychische Erkrankungen gesprochen wird. Sie alle setzen sich für Akzeptanz und gegen Ausgrenzung ein. Die vom Aktionsbündnis Seelische Gesundheit ins Leben gerufene grüne Schleife gilt als Symbol für eine Gesellschaft, die offen und tolerant mit psychischen Erkrankungen umgeht.
Seelische Leiden betreffen die gesamte Gesellschaft
„Die Krisen türmen sich vor uns auf. Wir alle können unter seelischen Druck geraten, viele fühlen sich bedroht“, sagte Professor Arno Deister, Vorsitzender des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit. „Seelische Leiden betreffen uns alle und dürfen kein Tabuthema mehr sein.“ Fast jeder dritte Mensch erkrankt in Deutschland im Zeitraum eines Jahres an einer psychischen Erkrankung.
Dem Aktionsbündnis Seelische Gesundheit gehören aktuell 145 Mitgliedsorganisationen an. Seit 2006 koordiniert es jährlich die bundesweite Woche der Seelischen Gesundheit im Oktober. Unter dem Motto„Reden hebt die Stimmung – Seelisch gesund in unserer Gesellschaft” finden noch bis 20. Oktober mehr als 400 Veranstaltungen in Präsenz und online/hybrid statt. Im Fokus stehen 2022 diesozialen Beziehungen und der gesellschaftliche Zusammenhalt.
Bundesgesundheitsminister als Schirmherr
Professor Karl Lauterbach fungiert als Schirmherr der bundesweiten Aktionswoche und hielt zur Eröffnung eine persönliche Ansprache. „Wir leben in einer schwierigen Zeit, die die Resilienz der Leute herausfordert“, sagte er mit Verweis auf die Corona-Pandemie, Kriege, Flüchtlingsstrom, Energiekrise und Inflation. Er wies auf eine besondere Belastung hin: „Die Hälfte der Bevölkerung hat keine finanziellen Rücklagen. Wer durch so etwas verletzlich ist, kann leichter eine psychische Störung entwickeln. Darauf müssen wir vorbereitet sein“, so der Bundesgesundheitsminister. Dazu gehören frühzeitiges Erkennen und präventive Interventionen, um Manifestationen zu vermeiden. Psychiatrische Krisendienste sollen ausgebaut, niedrigschwellige Angebote und etwa 1.000 Gesundheitskioske etabliert werden. „Wir haben viele Tausend Sitze für Psychotherapeuten geschaffen, aber an besonders belastete Menschen heranzukommen, haben wir nicht geschafft“, so Lauterbach.
„Es wird besser, aber nicht für alle“
Weil Prominente öffentlich über Depressionen sprechen, wird es leichter, über psychische Gesundheit zu reden. „Haltungen ändern sich. Jüngst fand in Leipzig sogar eine Demonstration für mehr Psychotherapie-Plätze statt“, berichtete Professor Dr. Georg Schomerus. Der Experte für Sozialpsychiatrie und Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Leipzig weiß: „Die Inanspruchnahme professioneller Hilfe nimmt zu.“ Allerdings ist aus wissenschaftlichen Untersuchungen bekannt, dass Menschen mit Depressionen in etwa so viel abgelehnt werden wie Personen mit Alltagsproblemen, während Menschen, die unter Schizophrenie und Alkoholabhängigkeit leiden, deutlich stärker abgelehnt werden. „Das ist Stigmatisierung“, betonte Schomerus. „Wenn alle nur über Belastung und Stress reden, sehen wir Menschen mit Schizophrenie und Sucht nicht mehr.“ Das komplette Video der Auftaktveranstaltung zur Woche der seelischen Gesundheit können Sie hier ansehen.
„Akzeptanz hat kein Ablaufdatum“
Es existieren bundesweit zahlreiche gute Beispiele: die Antistigma-Kampagne Rostock, die Mental Health Initiative Youth Aware of Mental Health, Kopfsachen e. V. mit der Aktion Mentale Gesundheit macht Schule oder CORESZON e. V. mit seinem Community Resilience Network, um nur einige stellvertretend zu nennen.
Botschafterin für seelische Gesundheit können auch Sie als Medizinische Fachangestellte werden. „Akzeptanz hat kein Ablaufdatum“, meint das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit. Offen über psychische Gesundheit zu sprechen ist überall möglich: in der Familie, im Freundes- und Bekanntenkreis, in der Schule, an Hochschulen und am Arbeitsplatz. Ganz einfach, weil …
- unsere Gesellschaft im Umgang mit psychischen Erkrankungen offen und tolerant ist und Betroffene nicht vom sozialen Leben ausgeschlossen und ausgegrenzt werden.
- sich niemand wegen psychischer Probleme verstecken oder schämen muss.
- Menschen ihre täglichen psychischen Belastungen und Grenzen besser wahrnehmen und sich rechtzeitig Hilfe holen.
- klar wird, dass die psychische Gesundheit aktiv gefördert und geschützt werden sollte.
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