

FSME: Ist ganz Deutschland nun Risikogebiet?

Laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) besteht nun auch ein erhöhtes Vorkommen der von Zecken übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) im Landkreis Elbe-Elster im südlichen Brandenburg, im Landkreis Augsburg in Bayern sowie im niedersächsischen Landkreis Celle. Damit sind bundesweit aktuell 183 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. Diese liegen hauptsächlich in Bayern und Baden-Württemberg, Südhessen, Sachsen und im südöstlichen Thüringen.
Risikogebiete ausweiten
Das bedeutet jedoch nicht, dass außerhalb dieser Gebiete keine Infektionsgefahr herrscht. Das RKI verzeichnete im vergangenen Jahr 686 FSME-Fälle. 2024 war somit das Jahr mit den zweithöchsten Fallzahlen nach 2020 mit 718 Fällen.
„Zecken gibt es inzwischen überall in Deutschland und es gibt sie das ganze Jahr über“, erklärt Prof. Dr. Gerhard Dobler, Leiter des Nationalen Konsiliarlabors für FSME am Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr. Er plädiert dafür, die Gebiete, die bislang als Risikogebiete gelten, als „Hochrisikogebiete“ zu bezeichnen. Denn mittlerweile bestehe in den meisten deutschen Regionen die Möglichkeit, sich anzustecken. Gesamtdeutschland wäre demnach ein Risikogebiet.
Bereits jetzt würden die ersten Fälle von FSME in diesem Jahr verzeichnet. „Bis zum Ausbruch der Erkrankung vergehen etwa drei Wochen. Die Infektionen müssen also mitten im Winter stattgefunden haben“, verdeutlicht Gerhard Dobler. Das könnte an den immer milder werdenden Wintern liegen. „Durch die warmen Winter sind Zecken ganzjährig aktiv, viele überleben die milden Wintermonate“, berichtet die Parasitologin Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim. Zecken werden ab einer Temperatur von etwa 6 Grad aktiv.
Experten schätzen, dass die Fälle der FSME-Infektionen weiter steigen werden. Während früher etwa jedes dritte Jahr eine höhere Zahl an FSME-Fällen mit sich brachte, erkennen Experten den Trend mittlerweile in jedem zweiten Jahr. „Seit 2017 steigen die Fallzahlen kontinuierlich an“, so Ute Mackenstedt.
Das ist FSME
Das Virus kann das zentrale Nervensystem angreifen und eine Hirnhautentzündung (Meningitis) oder eine Hirnentzündung (Enzephalitis) auslösen. Die erste Phase äußert sich durch grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Glieder- und Kopfschmerzen. Bei den meisten Patientinnen und Patienten klingt die Erkrankung danach ab. Bei schweren Verläufen kommt es zu hohem Fieber und neurologischen Symptomen wie Verwirrtheit und Lähmungserscheinungen.
Bis heute gibt es keine wirksame Behandlung, es können nur die Symptome gelindert werden. Als Spätfolgen können Lähmungen, Sprachstörungen oder Kopfschmerzen bestehen bleiben. In seltenen Fällen kann die Infektion tödlich enden.
Schutz durch Impfung
Die Impfung gegen FSME ist der beste Schutz gegen die Erkrankung. Nicht nur Personen, die in den ausgewiesenen Risikogebieten leben, sollten sie in Anspruch nehmen. Auch Menschen, die in diesen Gebieten Urlaub machen, sollten die Impfung in Erwägung ziehen.
Die Grundimmunisierung besteht aus drei Impfungen:
- Erste Dosis: Erfolgt idealerweise in den Wintermonaten
- Zweite Dosis: 1–3 Monate nach der ersten Dosis
- Dritte Dosis: 5–12 Monate nach der zweiten Dosis
Nach der dritten Impfung besteht ein mehrjähriger Schutz. Die erste Auffrischung sollte nach 3 Jahren, danach alle 5 Jahre erfolgen.
Keine Impfung gegen Borreliose
Gegen die Lyme-Borreliose, die zweite Krankheit, die durch Zecken übertragen werden kann, existiert bisher noch keine Impfung. Sie kann jedoch mit Antibiotika behandelt werden.
Auch hier liegen die Risikogebiete in Thüringen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sowie in Bayern. Je früher die Behandlung mit Antibiotika startet, desto besser verläuft die Heilung. Erste Symptome einer Lyme-Borreliose sind eine kreisförmige Rötung rund um die Stelle des Zeckenstichs, grippeähnliche Symptome und Kopfschmerzen.
MT
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