Frauengesundheitsbericht: Stärker auf das Wohlbefinden der Frauen achten
Frauen rauchen weniger als Männer, sie achten mehr auf ihre Gesundheit und haben eine höhere Lebenserwartung. Das erleben Sie in Ihrer Praxis sicherlich Tag für Tag. Doch die Unterschiede zu Männern und vor allem die Unterschiede innerhalb der Gruppe der 35 Millionen erwachsenen Frauen in Deutschland sind noch viel vielfältiger. Die Medizin sollte darauf Rücksicht nehmen. Je besser Ärzte über das Wohlbefinden von Frauen wissen, desto spezifischer können sie ihre Patientinnen behandeln. Der Frauengesundheitsbericht will dazu eine Orientierung geben.
Den Frauen in Deutschland geht es recht gut
Frauen fühlen sich grundsätzlich besser als noch vor 20 Jahren. Zwei Drittel geben an, dass es ihnen gut oder sehr gut gehe. Das lässt sich auch an der Lebenserwartung ablesen. Sie stieg von 1991 bis heute um 4,3 Jahre. Durchschnittlich werden Frauen in Deutschland inzwischen 83,3 Jahre alt, 4,8 Jahre älter als Männer. Die häufigste Todesursache sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Krebs. Frauen erkranken seltener an COVID-19 als Männer und haben weniger schwere Symptome.
Ein ganzes Kapitel zur Mädchengesundheit
Der Frauengesundheitsbericht schaut auch auf Mädchen und Jungen. Dabei sticht hervor, dass 7- bis 10-jährige Mädchen gesünder sind als gleichaltrige Jungen. Sie haben seltener Asthma bronchiale oder psychische Auffälligkeiten. In der Jugend dreht sich das Verhältnis um. Dann sind es häufiger die Mädchen, die wegen Schmerzen oder Schlafstörungen zum Arzt gehen. Eine andere Entwicklung zeichnet sich bereits ab: Mädchen leiden häufiger unter psychischen Erkrankungen wie Angst, Depression oder Essstörungen als Jungen. Es ist die Zeit, in der sie außerdem die gesunde Ernährung entdecken: Sie essen mehr Obst und Gemüse als Jungen.
Arzneimittel wirken anders als bei Männern
Arzneimittel können bei Frauen anders wirken als bei Männern. Bisher hat die Forschung dazu noch wenige Erkenntnisse. Denn Frauen nehmen seltener an klinischen Studien teil als Männer, weil sie schwanger sein könnten. Das Risiko, einem ungeborenen Kind bei einer Studie zu schaden, möchte niemand eingehen. Doch eines ist offenkundig: Frauen schlucken häufiger Tabletten als Männer. Das gilt vor allem für Psychopharmaka, die der Barmer zufolge von Frauen zwei- bis dreimal so häufig eingenommen werden wie von Männern.
Genau andersherum ist es bei Vorhofflimmern und Herzinsuffizienz. Dabei erhalten Frauen seltener Medikamente. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass Frauen Nebenwirkungen unangenehmer wahrnehmen als Männer. Sie neigen beispielsweise eher zu Reizhusten. Das verunsichert die Therapeuten, so dass sie bei mehr Nebenwirkungen eher weniger Arzneimittel verordnen.
Frauen in Deutschland sind sportlich
Die Forscher fragen auch, welche Rolle ein Migrationshintergrund spielt. Eines der Ergebnisse: Frauen mit Migrationshintergrund sind im Durchschnitt seltener von chronischen körperlichen Erkrankungen wie Diabetes betroffen, leiden aber häufiger an einer depressiven Symptomatik. Im Vergleich zu Frauen ohne Migrationshintergrund konsumieren sie seltener Alkohol in riskanten Mengen. Sie treiben allerdings auch weniger Sport.
Im europäischen Vergleich stechen zwei Zahlen heraus: Der Anteil der Frauen mit monatlichem Rauschtrinken steht in Deutschland mit knapp 19 Prozent an zweiter Stelle der EU-Staaten. Deutlich positiver: Der Anteil der Frauen, die Sport treiben, ist in Deutschland mit rund 22 Prozent mehr als doppelt so hoch wie im europäischen Durchschnitt.
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