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Fachkräftemangel in der Arztpraxis: Mehr männliche MFAs?

Arztpraxen stehen in vielen Regionen enorm unter Druck. Es fehlt an Ärzten, die sich im ländlichen Raum hausärztlich niederlassen wollen, aber vor allem fehlt es an MFAs. Mitarbeiterinnen in Arztpraxen verdienen im Vergleich zu anderen Bereichen im Gesundheitswesen spürbar weniger. Sollten mehr Männer MFA werden, um daran etwas zu ändern?

Fachkräftemangel in Arztpraxen, Beispiel Berlin

Eine aktuelle Umfrage der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin (KV Berlin) zieht ein wenig überraschendes Fazit: „Der Fachkräftemangel in den Berliner Praxen ist besorgniserregend.“ Der Mangel an qualifizierten Praxismitarbeiterinnen ist überall in Deutschland ein großes Problem. Aber die Zahlen aus Berlin erschrecken schon: Mehr als die Hälfte der befragten 800 Praxisinhaber können freie MFA-Stellen derzeit nicht nachbesetzten, nämlich 55 %.

Die 3 wichtigsten Gründe dafür:

  1. Respektloses Verhalten der Patienten
  2. Geringe politische Wertschätzung
  3. Unattraktive Bezahlung

Dabei zahlen Berliner Praxen nach eigenen Angaben entweder übertariflich (32 %) oder halten sich an den Tarifvertrag (14 %). Trotzdem verdienen Mitarbeiterinnen an anderen Stellen im Gesundheitswesen mehr als im ambulanten Bereich. „Viele MFA wandern in Richtung Kliniken, Krankenkassen oder Behörden ab, wo höhere Gehälter gezahlt werden beziehungsweise sie wechseln ganz den Beruf“, stellt die KV Berlin fest.

Viele Praxen beschäftigen deshalb schon fachfremdes Personal. 51 % der befragten Praxen gab an, vor allem bei der Terminvergabe, am Empfang oder am Telefon auf Nicht-MFAs zurückzugreifen. Durch den Mangel steigt die Arbeitsbelastung für die restlichen MFAs, in einigen Praxen übernehmen die Praxisinhaber deshalb MFA-Aufgaben. 

Könnten mehr Männer im MFA-Beruf den Mangel lindern?

 

Lösung für den MFA-Mangel: mehr Männer?

Nur ca. 4 % der MFA-Azubis sind Männer. Dagegen sind 25 % der Pflege-Azubis männlich. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft will diesen Anteil sogar weiter steigern und stellt fest: Krankenpflege ist kein Frauenberuf mehr.

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) zählte 2022 747 männliche MFA-Auszubildende, und damit 9 % mehr als 2021. Demgegenüber stehen 16.656 junge Frauen, die 2022 eine Ausbildung zur MFA starteten.

Die Präsidentin des Verbands medizinischer Fachberufe (VmF), Hannelore König, befürwortet zwar mehr Männer im MFA-Beruf, aber sie hält es für wichtiger, an anderen Stellschrauben zu drehen, um den Fachkräftemangel zu bekämpfen. Sie sagt, der Verband sieht „keinen Grund, den Beruf unter Männern besonders zu bewerben“.

Das wichtigste Instrument für mehr Attraktivität sei eine Bezahlung, die der Verantwortung und Belastung im Beruf angemessen ist. Derzeit verdient eine MFA im ersten Ausbildungsjahr laut Tarif 920 Euro, eine Auszubildende in der Pflege laut Tarif im Öffentlichen Dienst 1.190 Euro. Auch nach der Ausbildung unterscheiden sich die Gehälter von Pflegefachkräften (2.932 Euro) und MFAs (2.207 Euro) deutlich.

 

Zukunftsgesetz statt Sparzwang

König fordert, die Rahmenbedingungen für Praxisteams deutlich zu verbessern. Sie sagt: "Für bessere Gehälter müsse es eine gesicherte Finanzierung der Leistungen, die in den Praxisteams erbracht werden, geben.“ Sie schlägt ein Praxiszukunftsgesetz vor, damit Praxen auf dem Arbeitsmarkt konkurrenzfähig seien. Dazu müsse die Budgetierung in der ambulanten Versorgung abgeschafft und die Gebührenordnung aktualisiert werden.

Die KV Berlin fordert ebenfalls, die Budgetierung der Praxisleistungen zu beenden. Die ambulante Medizin würde seit Jahren von der Politik stiefmütterlich behandelt. Dass Praxen es vergleichsweise schwer haben, Personal zu finden oder auch die Nachfolge zu organisieren, hätte vor allem mit einer nicht ausreichenden Finanzierung und einer überbordenden Bürokratie zu tun. Das mache das Arbeiten im ambulanten Sektor vergleichsweise unattraktiv. Ohne Entbudgetierung würde es „nicht gelingen, den MFAs höhere Gehälter zu zahlen und die Abwanderung zu stoppen“, so das Fazit der KV Berlin.

Hannelore König betont, dass Geld allein den Beruf nicht attraktiv mache. Es käme auf das Gesamtpaket an. „Ein Beruf ist umso interessanter, je mehr Eigenverantwortung er bietet“, so die VmF-Präsidentin. Dazu gehörten auch Möglichkeiten, sich beruflich weiterzuentwickeln, z. B. durch berufsbegleitende Studiengänge wie den Physical Assistant für MFA. Außerdem brauche es flexiblere Arbeitszeiten, um die Work-Life-Balance nach eigenen Wünschen und Bedürfnissen gestalten zu können.

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