Endometriose-Diagnosen steigen, Dunkelziffer noch immer hoch
Um 65 % ist die Diagnosehäufigkeit von Endometriose gestiegen. Doch wie eine aktuelle Versorgungsatlas-Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) zeigt, ist nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. „Die Ergebnisse unserer Auswertungen deuten darauf hin, dass Endometriose im vertragsärztlichen Bereich in den letzten Jahren verstärkt diagnostiziert worden ist. Die Diagnoseprävalenz liegt allerdings immer noch deutlich unterhalb der epidemiologischen Prävalenzschätzungen“, so Zi-Vorstandsvorsitzender Dr. Dominik von Stillfried.
Was ist Endometriose?
Bei einer Endometriose siedeln sich Zellen, die der Gebärmutterschleimhaut ähneln, an anderen Stellen im Körper an. Besonders häufig an den Eierstöcken oder den Eileitern, seltener in Darm und Blase und oder an Organen wie der Lunge oder Leber. Diese Zellen wachsen, wie auch die Gebärmutterschleimhaut, im Rhythmus des hormonellen Zyklus. Auch sie bluten am Ende ab, doch das Blut kann nicht über die Vagina abfließen. So kommt es zu blutgefüllten Zysten (sogenannte Teer- oder Schokoladenzysten). Häufig entstehen Wucherungen, die sich entzünden können oder vernarbtes Gewebe hinterlassen. Dann können Organe verkleben oder miteinander verwachsen. Was die Erkrankung auslöst, hat die Forschung noch nicht klären können.
Mögliche Symptome der Endometriose:
- Unterleibsschmerzen vor und während der Menstruation
- Starke und lange Regelblutungen
- Schmerzen im Bereich der Vagina beim Geschlechtsverkehr oder bei Untersuchungen
- Zyklusunabhängige Schmerzen im gesamten Bauchraum
- Darmbeschwerden (Schmerzen, gestörte Verdauung, Blut im Stuhl)
- Schmerzen beim Wasserlassen, Blut im Urin
- Erschöpfung und Müdigkeit
- Kopfschmerzen und Schwindel
- Depressive Verstimmungen und Stimmungsschwankungen
Oft wird die Endometriose erst dann diagnostiziert, wenn ein unerfüllter Kinderwunsch besteht. Laut der Endometriose-Vereinigung leiden 40 bis 60 % aller ungewollt kinderlosen Frauen an der Erkrankung.
Regelbeschwerden gelten als normal
Als einen Grund für die späte Diagnosestellung vermutet das Zi „die häufige Bagatellisierung von Menstruationsbeschwerden“. Auch unter Haus- und Fachärzten gelten starke Beschwerden während der Regel immer noch als normal und werden höchstens mit Schmerzmitteln behandelt. Daher nehmen viele Patientinnen ihre Symptome auch als gegeben hin und sehen keine Notwendigkeit, diesen weiter auf den Grund zu gehen.
Dr. Dominik von Stillfried bemängelte außerdem, dass für die zeitintensive und komplexe Anamnese und Diagnosesicherung der Endometriose im EBM Abrechnungsmöglichkeiten fehlten, die den Aufwand abbildeten. „Ob diese Abrechnungsmöglichkeit allein auf dem Gebiet der administrativ und organisatorisch aufwändigen ambulant-spezialfachärztlichen Versorgung liegen sollte, ist zu hinterfragen.“
Behandlung der Endometriose
Endometriose ist zwar eine gynäkologische Erkrankung, doch viele Patientinnen suchen aufgrund der unspezifischen Symptome als Erstes ihre Hausarztpraxis auf. Das Problem: Eine sichere Endometriose-Diagnose kann in der Regel nur durch eine Kolposkopie oder eine Bauchspiegelung gestellt werden. Teilweise sind auch Untersuchungen wie Blasen- oder Darmspiegelungen nötig. Größere Endometriose-Herde werden dann in Operationen entfernt.
Je früher eine Endometriose entdeckt wird, desto größer sind die Behandlungserfolge. Um die Krankheit einzudämmen, können u. a. Hormontherapien helfen. Bei akuten Schmerzen haben sich unter anderem Wirkstoffe wie Ibuprofen oder Diclofenac bewährt, die zugleich auch noch eine entzündungshemmende Wirkung haben. Noch effektiver sind dafür sogenannte COX-2-Hemmer, die die Entzündungsvermittler im Körper hemmen und außerdem auch schmerzlindernd wirken. Besteht aufgrund der Endometriose ein unerfüllter Kinderwunsch, behandeln spezialisierte Endometriose- und Kinderwunschzentren.
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