Drei Viertel der Patienten wollen ePA nutzen
Die elektronische Patientenakte hat einen schweren Start. Ihr Nutzen erschließt sich vielen Patientinnen noch nicht. Weniger als 1 % der Versicherten hat eine ePA. In den Arztpraxen bedeuten die Verfahren rund um die Digitalisierung für die meisten mehr Arbeit, Geld und Ärger – da hält sich der Nutzen bisher also auch in Grenzen.
Umso mehr überrascht das Ergebnis einer Umfrage, das die Bertelsmann Stiftung zusammen mit der Stiftung Münch im vergangenen Jahr durchführte. An der Umfrage nahmen mehr als 1.800 Internetnutzer ab einem Alter von 14 Jahren teil. Drei Viertel der Befragten stehen der ePA demnach positiv gegenüber. Sie wollen sie für Arztbefunde, Röntgenbilder oder Medikamentenpläne nutzen.
Patienten erhoffen sich eine bessere Behandlung durch die ePA
Die meisten gaben in der Umfrage an, dass sie sich bessere Behandlungen von digital abgelegten Gesundheitsdaten versprechen. So könnten Ärztinnen und andere am Behandlungsprozess beteiligte Gesundheitsberufe leichter auf die gesammelten Informationen zugreifen. 37 % der Befragten erhoffen sich dadurch auch ein besseres Verhältnis zu Ärzten und anderen Gesundheitsprofis. Die Breitschaft der Befragten, die Daten Ärzten anzuvertrauen, ist höher als sie den Krankenkassen oder auch den Apotheken in die Hand zu geben.
Für fast die Hälfte der Teilnehmenden ist die Befüllung der ePA in der Hausarztpraxis die beste Lösung. Fast 40 % der Befragten würde die Daten auch Ärztinnen anderer Fachrichtungen zugänglich machen. Für die Hälfte ist entscheidend, dass sie selbst bestimmen können, wer auf welche Dokumente zugreifen kann.
Es gibt aber auch Bedenken. Knapp die Hälfte der Befragten macht sich über Datenschutz und Datensicherheit Sorgen. In den östlichen Bundesländern ist die Befürchtung, die Daten könnten missbraucht werden, größer als in den westlichen.
Akzeptanz der ePA leidet nicht unter der Umstellung auf Opt-out
Die Frage ist, warum die Akzeptanz der ePA laut Umfragen hohe Werte erreicht, die ePA aber de facto kaum genutzt wird. Ein wichtiger Grund könnte die Freiwilligkeit sein. 2021 ging die ePA für gesetzlich Versicherte an den Start – als freiwilliges Angebot. In Österreich ist das anders. Dort wird sie automatisch angelegt, wer die ePA nicht nutzen will, muss aktiv werden. Nicht zuletzt aufgrund dieses sogenannten Opt-out-Verfahrens nutzen 97 % der Österreicher das digitale Verfahren für ihre Gesundheitsdaten.
Die Bundesregierung plant auch in Deutschland die Umstellung der ePA in ein Opt-out-Verfahren. Das Bundesgesundheitsministerium will eine entsprechende Regelung in einem neuen Digitalgesetz verankern.
Interessant ist, dass selbst Menschen, die skeptisch gegenüber der ePA eingestellt sind, keine Probleme mit der Umstellung auf die Widerspruchslösung haben. Auch das ist ein Ergebnis der Umfrage.
Mit dem Opt-out-Verfahren allein ist es nicht getan
Doch selbst wenn das Opt-out-Verfahren dafür sorgt, dass mehr Menschen eine ePA haben – ob sie sie auch nutzen, steht auf einem anderen Blatt. Das hängt auch davon ab, wie die ePA im Gesundheitswesen selbst gesehen wird. Sind die Gesundheitsprofis von den Vorzügen einer digitalisierten Dokumentenverwaltung in der Hand der Patienten überzeugt, können sie die Vorteile auch leichter an sie vermitteln. Denn es ist ja weiterhin damit zu rechnen, dass Patientinnen viele Fragen zur elektronischen Patientenakte haben. Die Praxisteams sind bei diesen Fragen nach wie vor ihre ersten Ansprechpartner.
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