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Diabetes Gesellschaft erklärt Prävention für gescheitert

In den vergangenen eineinhalb Jahren galt der Corona-Pandemie viel Aufmerksamkeit. Dabei ist die Diabetes-Pandemie in den Hintergrund gerückt. Nun fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) ein radikales Umdenken bei der Prävention.

„Alle bisherigen Präventionsanstrengungen sind gescheitert, weil sie nicht die Menschen erreichen, die sie erreichen sollten. Sonst würde die Zahl der Erkrankten nicht ungebremst steigen“, kritisiert Barbara Bitzer, Geschäftsführerin der DDG. Die Diabetologen beschreiben ein Präventionsdilemma, das Sie als MFA möglicherweise aus Ihrer Praxis kennen: Patienten, die nie einen Diabetes entwickeln werden, beugen der Erkrankung aktiv vor. An Patienten, die stark übergewichtig sind und die Hochrisikogruppen angehören, geht die Prävention spurlos vorbei. Ein Konzept, das zu allen passt, gibt es offenbar nicht.
 

Bessere Prävention durch besseres Wissen

Der DDG zufolge lässt sich inzwischen sehr gut erkennen, welcher Patient einen Prädiabetes – also ein hohes Risiko, bald an Diabetes zu erkranken – hat. An diese Hochrisikopatienten richte sich die Primärprävention, also der Versuch, den Diabetes noch zu verhindern. Ihnen müsse ein individuelles Präventionskonzept vorgestellt werden, damit sie ihren Lebensstil ändern: Mehr gesunde Ernährung, mehr Bewegung. Doch die beste Vorbeugung hilft nichts, wenn der Patient sich nicht an die vorgeschlagenen Maßnahmen hält. Deshalb seien die Präventionsmaßnahmen individuell so zu gestalten, dass die Patienten ihnen auch folgen können.

Für Patienten, die bereits an Diabetes leiden, müsse die Sekundärprävention verbessert werden. Das Risiko, als Folgeerkrankung Herzinfarkt, Schlaganfall, Niereninsuffizienz oder Erblindung zu erleiden, müsse gesenkt werden. Auch hier wisse die Wissenschaft mittlerweile, wer welche Folgeerkrankungen entwickeln wird, so dass die gesamte Versorgung zielgerichtet gestaltet werden könne.
 

Umdenken in allen Lebenswelten gefordert

Allerdings fordert die DDG nicht nur von den Arztpraxen, bei der Prävention anders zu handeln als bisher. Ihre Kritik setzt viel grundsätzlicher bei Politik und Gesellschaft an. Um der Diabetes-Pandemie Einhalt zu gebieten, fordert die DDG ein Umdenken in Kindergarten, Schule, Arbeitswelt, Lebensmittelhandel, Stadtplanung und Medien. Einige der Forderungen lauten:

  • Inhaltsstoffe von Lebensmitteln wie Zucker, Fette oder Salz sollen verbindlicher ausgewiesen werden.
  • Auf gesunde Lebensmittel soll eine geringere Mehrwertsteuer gezahlt werden.
  • Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet, soll verboten werden.
  • Bewegung und gesunde Ernährung sollen in Kitas und Schulen gestärkt werden.
     

Diabetes sei keine Wohlstandskrankheit. Erreicht werden müssten auch sozial benachteiligte Menschen, die ein deutlich erhöhtes Risiko hätten, an Diabetes zu erkranken. Es müsse allen gleichermaßen leicht fallen, sich gesund zu ernähren und sich mehr zu bewegen.

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