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Das „Faktensandwich“ hilft, die Kommunikation mit Impfskeptikern zu verbessern

Impfungen scheiden nicht erst seit der Corona-Pandemie die Geister. Eine kleine Gruppe von Impfgegnern schürt Zweifel an der Wirksamkeit und Sicherheit von gut untersuchten Impfungen. Das sorgt für Verunsicherung. Diese Tipps helfen bei der Kommunikation.

Manche Skeptiker versuchen, ihre Angst zu vertuschen

Vom 23. bis 29. April findet die europäische Impfwoche statt. Ein guter Anlass, um sich mit der eigenen Kommunikation rund um Impfungen zu beschäftigen. Schließlich sind Impfungen für Arztpraxen das ganze Jahr über wichtig – aber besonders vor der Grippesaison im Herbst. Mit der Corona-Pandemie wurden Impfungen für viele Praxen sogar zu einem Sicherheitsproblem, weil manche Impfskeptiker ihre Ablehnung recht aggressiv nach außen trugen. Doch wieso ist dieses Thema für manche so emotional aufgeladen? Und warum verbreiten Verschwörungsgläubige leicht widerlegbare falsche Behauptungen über Impfungen?

Der Psychologe Philipp Schmid vom Institute for Planetary Behaviour der Uni Erfurt erklärte den Teilnehmerinnen des 129. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden: „Es geht den Skeptikern nicht um den Wahrheitsgehalt, sondern darum, der etablierten Meinung entgegenzutreten.“ Für einige gehöre es zur eigenen Identität dazu, sich gegen die allgemein vorherrschenden Einstellungen zu stellen. Nonkonformität werde so zu einem Teil ihrer Persönlichkeit. Aber einige hätten auch Angst vor Spritzen und suchten nach Argumenten, um sich nicht impfen lassen zu müssen. Pseudoargumente, wie sie in Verschwörungserzählungen gegen Impfungen gerne benutzt würden, dienten dann dazu, die eigene Angst zu vertuschen, so Schmid.

Skeptiker und Skeptikerinnen nutzen dabei immer wieder die gleichen Strategien:

  1. Sie zitieren falsche Experten.
  2. Sie wecken falsche Erwartungen („Impfungen müssen zu 100 % sicher sein“).
  3. Sie attackieren die Botschafter, anstatt den Inhalt.

 

Skeptiker und Gegner lassen sich meist nicht umstimmen

In der Kommunikation ist es wichtig, sich klarzumachen, dass man sie nicht überzeugen können wird – egal mit welchem noch so zutreffenden Argument. Aber man kann Umstehende und Zuhörende überzeugen. Das ist besonders dann wichtig, wenn man im Internet kommuniziert, aber auch wenn noch andere Patientinnen und Patienten das Gespräch mitbekommen.

Ein Beispiel: Wenn ein Patient die Impfung ablehnt, weil sich möglicherweise Nebenwirkungen zeigen, können dahinter Ängste stecken oder überzogene Erwartungen. Nicht immer ist es eine gute Idee, mögliche Ängste anzusprechen. Das hängt von der Situation, der Verfassung des Patienten und der Beziehung zu ihm ab. Aber so gut wie immer kann man unmöglich hohe Erwartungen an Medikamente oder Impfungen als solche demaskieren. Kein Schmerzmittel, keine Operation und keine Schutzimpfung garantieren schließlich zu 100 Prozent einen Erfolg. Aber die Forschung zeigt, dass diese Maßnahmen gut funktionieren.

Philipp Schmid betont, dass man überzogene Erwartungen nicht unkommentiert stehen lassen sollte. Schmid weiß: „Wenn man gut korrigiert, glauben die Menschen seltener an Falschinformationen, als wenn man nicht korrigiert.“ Für diese Korrektur schlägt der Psychologe eine spezielle Technik vor: das sogenannte Faktensandwich.
 

Wie ein Faktensandwich funktioniert

Als Faktensandwich bezeichnet man eine Technik, die aus der kognitiven Psychologie stammt. Es ist nachgewiesenermaßen gut dazu geeignet, Skeptikerinnen und Verschwörungsgläubige als solche zu erkennen zu geben – eine wichtige Maßnahme, um deutlich zu machen, dass man durch Pseudoargumente nicht in Zweifel gerät.

Dazu benennt man zuerst knapp und klar die Fakten. Zum Beispiel: „Eine Grippeimpfung schützt vor Grippe!“. Darauf folgt eine Warnung vor Falschinformationen: „Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, die Impfung könnte Grippe auslösen.“ Dann kommt eine Erklärung, wie die Falschinformation in die Irre führt: „Eine Infektion durch die Impfung ist ausgeschlossen, weil sich im Impfstoff keine vollständigen Erreger befinden. Bei Patienten, die geimpft wurden, kann es manchmal zu Fieber kommen. Aber das zeigt nur, dass das Immunsystem im Körper aktiv wird.“ Am Schluss stehen eine oder mehrere Wiederholungen der Fakten. Das ist wichtig, „damit sich das Gegenüber später an die Fakten erinnert und nicht an die Falschinformationen“, so Schmid.

Beim Robert-Koch-Institut können Sie übersichtliche Gesprächskarten für die Kommunikation mit Impfskeptikern herunterladen. Am Beispiel der Impfung gegen Covid-19 zeigen die Karten, welche allgemeinen Grundsätze es für ein gelungenes Gespräch gibt, welche Inhalte und Argumente für die Kommunikation über die Corona-Impfung wichtig sind und welche Techniken Impfskeptikerinnen und Verschwörungsgläubige häufig benutzen, um Falschinformationen zu verbreiten. Die Karten zeigen zudem, wie Sie mit diesen Techniken umgehen können und erklären auch anschaulich das Faktensandwich.

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