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Bildschirmzeit bei Kleinkindern hat nachhaltige Folgen

Dass sich eine zu lange Bildschirmzeit negativ auf Kinder und Jugendliche auswirken kann, ist schon länger bekannt. Je jünger die Kinder, desto einschneidender sind die Folgen für Gedächtnis, Konzentrationsvermögen und Aufmerksamkeit. Eine aktuelle Studie hat nun festgestellt, dass diese Auswirkungen sich auch noch Jahre später zeigen können.

506 Mutter-Kind-Paare nahmen an der Untersuchung in Singapur teil. Die Mütter wurden befragt, als die Kinder jeweils 12 Monate und 9 Jahre alt waren. Sie gaben an, dass ihr Nachwuchs im Kleinkindalter durchschnittlich 2,01 Stunden täglich vor einem Bildschirm verbrachte.
 

Auswirkungen zeigen sich deutlich

8 Jahre später konnten die Forscher bei den Kindern noch immer eine Verschlechterung der Aufmerksamkeit und der kognitiven Kontrolle feststellen. Je länger die Bildschirmzeit als Kleinkind, desto stärker der Effekt. Auch die Lehrer der 9-Jährigen beantworteten Fragen zu den kognitiven Fähigkeiten der Kinder und bestätigten den Eindruck. Bei 157 Kindern wurde zusätzlich im Alter von 18 Monaten ein Elektroenzephalogramm (EEG) durchgeführt. Bereits zu diesem Zeitpunkt konnte man Veränderungen im Gehirn feststellen. Die Studienautoren ziehen daher folgendes Fazit: „Die Nutzung von Bildschirmen im Kleinkindalter könnte zu Veränderungen der neuronalen Aktivitäten beitragen, die bei der Entwicklung höherer kognitiver Fähigkeiten eine Rolle spielen.“ Allerdings weisen sie darauf hin, dass in weiteren Untersuchungen auch familiäre Einflussfaktoren mit einbezogen werden müssten.
 

Wie viel Bildschirmzeit ist noch gesund?

In vielen Familien mit Kindern gibt es regelmäßig Diskussionen um die Länge der Bildschirmzeit. Viele Eltern sind unsicher, ab wann sie den sprichwörtlichen Stecker ziehen sollten.

Zur Orientierung gibt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) folgende Empfehlungen:

0–3 Jahre:Möglichst keine Bildschirmmedien

3–6 Jahre:Bildschirmzeit: 45 Minuten täglich

6–10 Jahre:Bildschirmzeit: 45–60 Minuten täglich

10–12 Jahre:Bildschirmzeit: 1 Stunde täglich

13–14 Jahre:Bildschirmzeit: 1,5 Stunden täglich

15–16 Jahre:Bildschirmzeit: 2,5 Stunden täglich

Mittlerweile legen Experten jedoch den Fokus weniger auf die reine Zeitdauer, sondern viel mehr auf das sonstige Verhalten der Kinder. Solange das Kind oder der Jugendliche noch andere Hobbys pflegt, sich mit Freunden trifft und einen psychisch stabilen und gesunden Eindruck macht, ist es nicht so schlimm, wenn die Bildschirmzeit ab dem Schulalter an einzelnen Tagen auch mal länger dauert. Hellhörig sollten Eltern und Lehrer dann werden, wenn sich psychische oder soziale Probleme zeigen, die Schulleistung stark absinkt oder der Verdacht besteht, dass das Kind nicht altersgerechte Medien konsumiert.
 

Wie sieht die Realität aus?

Umfragen von statista zum Mediennutzungsverhalten von Kindern und Jugendlichen ergaben, dass rund 92 % der Jugendlichen ab 12 Jahren ihr Smartphone täglich verwenden. Am meisten Zeit verbringen sie mit dem Messaging-Dienst WhatsApp, danach folgen die sozialen Medien Instagram und TikTok. Heranwachsende von 6 bis 18 Jahren verbringen durchschnittlich täglich rund 111 Minuten im Internet, Jugendliche ab 12 Jahren 204 Minuten. Also deutlich mehr, als empfohlen wird. Dabei sollte man jedoch berücksichtigen, dass Jugendliche häufig auch bei gemeinsamen Treffen Videos ansehen oder Konsolen- oder Onlinespiele spielen. Das Bild vom vereinsamten Jugendlichen vor dem Bildschirm ist also nicht immer zutreffend.
 

Leben begreifbar machen

Je jünger die Kinder sind, desto wichtiger ist es, dass sie ihre Umwelt mit allen Sinnen kennenlernen. Einen Apfel auf dem Bildschirm kann das Kind nur betrachten. Hält es die echte Frucht in der Hand, kann es sie außerdem fühlen, riechen und schmecken. Kleinkinder müssen zahlreiche grob- und feinmotorische Tätigkeiten erst erlernen. Vieles, was in dieser Phase nicht ausreichend trainiert wird, kann später nur noch schwer oder gar nicht mehr aufgeholt werden. Genauso verhält es sich mit Sinneseindrücken, Emotionsverarbeitung oder kognitiven Lernprozessen. Trotzdem können ab dem Kindergartenalter bestimmte mediale Inhalte eine sinnvolle Ergänzung darstellen. Im oben genannten Fall beispielsweise ein kindgerechtes Erklärvideo, wie aus einem Apfelkern ein Apfelbaum wächst.

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