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Antibiotikaresistenzen fordern weltweit viele Todesopfer

Wundinfektion, Lungenentzündung, Tuberkulose, Syphilis – dank Antibiotika können diese bakteriellen Erkrankungen gut behandelt werden. Doch Antibiotikaresistenzen nehmen zu. Die Suche nach Auswegen hat längst begonnen und schließt auch die Arztpraxen ein.

Antibiotika zählen zu den wichtigsten medizinischen Errungenschaften. Sie sind auch aus Ihrer Praxis nicht wegzudenken. Doch jeder Einsatz von Antibiotika fördert die Bildung von Resistenzen: Empfindliche Bakterien werden abgetötet – die resistenten jedoch überleben und vermehren sich weiter. Antibiotikaresistente Erreger treten dem Robert Koch-Institut zufolge oft dort auf, wo viele Antibiotika eingesetzt werden. Das kann in Kliniken sein, aber auch in der Landwirtschaft.

Eine Analyse aus 204 Ländern und Regionen der Erde kommt nun zu dem Schluss, dass allein im Jahr 2019 1,27 Millionen Menschen starben, weil das verordnete Antibiotikum nicht anschlug. Bei insgesamt knapp 5 Millionen Todesfällen gab es einen Zusammenhang mit Antibiotikaresistenzen. Sie liegen damit in der weltweiten Todesursachenstatistik auf Platz 12 – vor HIV und Malaria. Die meisten Todesopfer gab es in Afrika südlich der Sahara und in Asien.

In Deutschland gehören Patienten mit einem schwachen Immunsystem, Autoimmunerkrankungen, Organtransplantierte, Krebspatienten während und nach einer Chemotherapie, Diabetiker und Patienten nach einer Operation zu den Risikogruppen.
 

Klären Sie Eltern gut auf

Antibiotikaresistenzen können jeden treffen – auch Kinder. Weltweit betrachtet traf jeder fünfte Tod infolge der Resistenz ein Kind unter fünf Jahren.

In Deutschland machen Kinder pro Jahr etwa ein halbes Dutzend Atemwegsinfekte durch, weil ihr Immunsystem noch nicht ausgereift ist. In den Kinder- und Jugendarztpraxen ist viel Durchsetzungsstärke gefragt, wenn Eltern eines schwer erkälteten Kindes ein Antibiotikum fordern. Sie glauben, dass nichts anderes hilft. Doch oft unterliegen Eltern dem Irrtum, dass Antibiotika auch bei Virusinfekten helfen könnten. Klären Sie als MFA solche Irrtümer auf! Antibiotika helfen nur gegen Bakterien. Sollte das Kind wegen einer Virusinfektion hohes Fieber oder starke Schmerzen haben, sind Fiebersenker und Schmerzmittel viel hilfreicher.

Auch gehören Durchfall und allergische Reaktionen zu den möglichen Nebenwirkungen eines Antibiotikums. Kinderärzte wägen daher immer Risiko und Nutzen einer Antibiotikatherapie ab. Sollte die Therapie tatsächlich verordnet werden, ist es sehr wichtig, dass Eltern das Medikament nicht zu früh absetzen. Denn dann könnten die Bakterien wieder aufkeimen, die Krankheit beginnt von vorn – ein Teufelskreis.
 

Ein ganzes Bündel von Maßnahmen könnte helfen

Forscher suchen nach Auswegen gegen Antibiotikaresistenzen. Ein Argument lautet immer wieder, dass in den Arztpraxen zu häufig Antibiotika verordnet würden. Studien bestätigen, dass dem tatsächlich so ist. Doch ist das nur ein Teil des Problems. Folgende Ansätze könnten ebenfalls helfen:

  • Vorbeugung von Infektionen
  • Entwicklung neuer Impfstoffe und Schließen von Impflücken
  • weniger Antibiotika in der konventionellen Tierhaltung, wo sie vorbeugend eingesetzt werden
  • Investitionen, um neue Antibiotika zu entwickeln
     

Auch Ihre Patienten können an der Strategie mitwirken: Sie sollten Reste von Antibiotika keinesfalls über die Toilette entsorgen. Denn auch über das Trinkwasser können Antibiotikaresistenzen begünstigt werden. Reste werden am besten in der Apotheke zurückgegeben.

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