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Anstieg der Mykoplasmen-Infektionen

Aktuell werden in den Arztpraxen auffällig viele Patienten positiv auf Mykoplasmen getestet. Da die Symptome einer Grippe ähneln, gibt es aber auch eine hohe Dunkelziffer. Dabei kann eine unbehandelte Mykoplasmen-Infektion schlimmstenfalls eine Lungenentzündung auslösen.

Es gibt viele verschiedene Mykoplasmen-Arten, die auch Tiere befallen können. Menschen infizieren sich überwiegend mit Mycoplasma pneumoniae, Mycoplasma genitalium und Ureaplasma urealyticum. Diese Bakterien sind verantwortlich für Infektionen der Atemwege und des Urogenitaltrakts.
 

Was sind Mykoplasmen?

Diese Bakteriengruppe hat eine ungewöhnliche Struktur. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bakterien haben Mykoplasmen keine Zellwand, sondern nur eine Zellmembrane. Das hat zur Folge, dass viele übliche Antibiotika, wie Penicillin nicht anschlagen, weil sie die Zellwandsynthese hemmen. 

Mykoplasmen können auf verschiedene Weisen übertragen werden:

  • Atemwegsinfektionen: Mycoplasma pneumoniae wird überwiegend durch Tröpfcheninfektion übertragen, also beim Husten, Niesen oder Sprechen. Daher tritt sie oft dort auf, wo viele Menschen zusammenkommen, etwa in Schulen und Kindergärten, aber auch in Büros oder Kasernen. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders anfällig.
  • Urogenitale Infektionen: Mycoplasma genitalium und Ureaplasma urealyticum werden hauptsächlich durch sexuellen Kontakt übertragen. Auch hier infizieren sich hauptsächlich junge Menschen. Besonders häufig, wenn sie wechselnde Sexualpartner haben und auf Kondome verzichten.

 

Wie äußert sich eine Infektion mit Mykoplasmen?

Nicht immer sind bei einer Mykoplasmen-Ansteckung Symptome zu beobachten. In manchen Fällen heilt die Infektion (fast) beschwerdefrei aus. Ansteckend sind die Infizierten jedoch trotzdem. 

Sind die Atemwege betroffen, treten häufig folgende Symptome auf: 

  • Lange anhaltender, trockener Husten
  • Fieber
  • Halsschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Müdigkeit
  • Ohrenentzündungen
  • Hautausschläge
     

Bei Infektionen im urogenitalen Bereich leiden Patienten unter diesen Beschwerden:

  • Brennen oder Schmerzen beim Wasserlassen
  • Ausfluss aus der Harnröhre oder Vagina
  • Schmerzen im Unterleib
  • Zwischenblutungen bei Frauen
     

Eine Mykoplasmeninfektion sollte in Erwägung gezogen werden, wenn typische Symptome auftreten, die sich auch nach längerer Zeit oder nach einer herkömmlichen medizinischen Behandlung nicht bessern. Dazu gehören langanhaltender Husten ohne klare Ursache, andere Atemwegsbeschwerden und die Symptome einer Blasenentzündung ohne Nachweis von Erregern wie Chlamydien oder Gonokokken.

Die Infektion mit Mykoplasmen kann durch einen Abstrich oder eine Blutuntersuchung festgestellt werden. 

Zur Behandlung eignen sich spezielle Antibiotika, die auf die Protein- oder DNA-Synthese der Bakterien abzielen, wie z. B. Makrolide, Tetrazykline oder Fluorchinolone.
 

Aktuelle Infektionslage

„Wir haben aktuell wesentlich mehr Fälle, und damit auch einen höheren Prozentsatz an schweren Erkrankungen“, so der Biologe Roger Dumke. Er leitet am Institut für Medizinische Mikrobiologie und Virologie am Uniklinikum Dresden das Konsiliarlabor des Robert Koch-Instituts für Mykoplasmen. Er sagt: „Die Welle ist unbestritten.“

Gegenüber der Deutschen Presse-Agentur führt er aus: „Im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie gebe es einen Anstieg der Infektionen um das 10- bis 20-fache.“ Roger Dumke spricht von einem späten Nachholeffekt nach der Pandemie. In dieser Zeit könnte sich an den Untertypen des Erregers etwas verändert haben und somit erst jetzt, nach Wegfall aller Schutzmaßnahmen, auf die unvorbereiteten Immunsysteme der Menschen treffen.

Außer in Sachsen ist die Erkrankung nicht meldepflichtig. Dort gab es in diesem Jahr, nach Angaben der Landesuntersuchungsanstalt für das Gesundheits- und Veterinärwesen, bis Mitte September mehr als 12.000 gemeldete Infektionen. 2023 lag die Zahl der Mykoplasmen-Meldungen zu diesem Zeitpunkt bei rund 2.000, 2019 bei knapp 1.200. Die Infektionen verlaufen meist endemisch mit vereinzelten Epidemien alle 4–7 Jahre.

„Die Welle wird sicherlich wieder abebben“, sagt Roger Dumke. „Wann sie das tut, ist noch nicht klar.“

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