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Afghanistan-Einsatz belastet viele Soldaten schwer

Für viele Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan im Einsatz waren, ist der Sieg der Taliban nur schwer zu verkraften. Auch Veteranen, die als Soldaten nicht mehr im Dienst sind, fragen sich, was ihr Einsatz wert war. Psychische Probleme nehmen zu, alte Traumata brechen auf. Auch Angehörige suchen Hilfe. Das Thema könnte Sie in Ihrer Praxis erreichen.

Seit 2001 waren insgesamt 90.000 Bundeswehrsoldaten in Afghanistan. Oft litten sie Todesangst. Schwer zu verkraftende Erlebnisse wie Attentate oder Bombenanschläge lasten auf ihrer Seele. Einige leiden unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Bei dieser psychischen Erkrankung treten Symptome wie Angst, Hilflosigkeit, Alpträume, Schreckhaftigkeit oder hohe Reizbarkeit erst nach dem belastenden Ereignis auf. Bei den Soldaten brechen nun angesichts der Bilder aus Afghanistan viele Traumata wieder auf. Für sie ist es besonders tragisch, dass ihr Engagement vergebens war. Die Taliban haben innerhalb weniger Monate die Macht in Afghanistan übernommen.
 

Nachfrage nach psychologischer Hilfe steigt

Wer in Afghanistan war und noch bei der Bundeswehr beschäftigt ist, kommt nicht zu Ihnen in die Praxis, sondern sucht einen Arzt der Streitkräfte auf. Doch viele Rückkehrer arbeiten inzwischen in zivilen Berufen, z. B. im Gesundheitswesen, wenn sie dem Sanitätsdienst aufgehörten. Alle haben Partner, Eltern oder Kinder, die nun Retraumatisierungen miterleben. Möglich ist auch ein sogenanntes Sekundärtrauma. Dann entwickeln die Angehörigen selbst Symptome, obwohl sie die Ereignisse nicht selbst erlebt haben. Es reicht, von den Schrecken erfahren zu haben. Unter ehemaligen Soldaten und ihren Angehörigen hat die Suche nach psychologischem Beistand in den vergangenen Tagen enorm zugenommen.
 

Erste Hilfe bei Traumata

Wer unter einer PTBS leidet, sollte psychiatrisch oder psychotherapeutisch behandelt werden. Denn ein ungeeignetes Therapieverfahren kann das Trauma noch verschlimmern. Bei der Suche nach dem richtigen Therapeuten kommt der Hausarztpraxis eine wichtige Rolle zu. Denn es kommt vor, dass Patienten ihre Angstzustände und Schlafstörungen gar nicht mit den dramatischen Erlebnissen aus ihrer Vergangenheit in Verbindung bringen. Dann ist es Aufgabe des Praxisteams, das Trauma zu diagnostizieren und den weiteren Weg zu weisen. Opferschutzorganisationen oder die Deutschsprachige Gesellschaft für Psychotraumatologie können helfen. Auch die Bundeswehr informiert.
 

Therapie in drei Schritten

In der PTBS-Therapie geht es zunächst darum, eine schützende Umgebung aufzubauen. Der Patient soll sich wieder sicher fühlen. Im zweiten Schritt unterstützt der Therapeut den Patienten dabei, im Alltag besser mit den belastenden Symptomen umzugehen. Der Patient lernt Techniken, um die dramatischen Bilder und Gefühle unter Kontrolle zu halten. Es geht um Stabilität. Diese Phase kann medikamentös unterstützt werden. Im dritten Schritt konfrontiert der Therapeut den Patienten behutsam mit den traumatischen Erlebnissen. Sie werden analysiert und nach Möglichkeit neu bewertet. Gelingt dies, kann der Patient in sein Leben zurückfinden.

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